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Die Halloween-Filme – Eine unaufhaltsame Kraft

verfasst am 9.Juli 2018 von Markus Haage

John Carpenters „Halloween – Die Nacht des Grauens“ gilt als wegweisender Klassiker seines Genres. Er hat das Slashergenre nicht begründet, aber maßgeblich geprägt. Insgesamt zog er acht Fortsetzungen sowie zwei Remakes nach sich. Und auch noch heute, mehr als vierzig Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Films, kehren die Macher wieder zur Filmreihe zurück, um Michael Myers‘ Geschichte weiterzuerzählen …

Oftmals wird John Carpenters „Halloween – Die Nacht des Grauens“ („Halloween“, 1978) als Begründer des modernen Slasherfilm-Genres bezeichnet – doch dies stimmt so eigentlich nicht. Der Film entwickelte sich zu einem vollkommen überraschenden Publikumserfolg und etablierte die Karriere von John Carpenter, aber schon vor dem Auftreten der Figur des Schlächters Michael Myers existierte der Slasherfilm als Subgenre des Horrorfilms.

„Jessy – Die Treppe in den Tod“, einer der ersten modernen Slasher. Hier unter dem Alternativtitel „Silent Night Evil Night“.
(© Warner Bros.)

„Halloween – Die Nacht des Grauens“ machte diesen zwar bei der großen, breiten Masse an Kinogängern populär und trat dadurch eine ganze Welle von Ablegern los – wie etwa „Prom Night – Die Nacht des Schlächters“ („Prom Night“, 1980), „Blutiger Valentinstag“ („My bloody Valentine“, 1981), „Brennende Rache“ („The Burning“, 1981) oder „Blutiger Sommer – Das Camp des Grauens“ („Sleepaway Camp“, 1983) –, begründete diesen aber eben nicht. Als Vorläufer des Slasherfilms gelten Werke wie Alfred Hitchcocks „Psycho“ (1960) oder Dario Argentos „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ („The Bird with the Crystal Plumage“, 1970). Als erste moderne Slasherfilme gelten Mario Bavas „Im Blutrausch des Satans“ („Reazione a catena“, 1971) als auch Bob Clarks „Jessy – Die Treppe in den Tod“ („Black Christmas“, 1974). Beide Filme führten Charakteristika ein, die für dieses Subgenre des Horrrorfilms nicht nur bestimmend waren, sondern auch von anderen Produktionen, wie etwa „Communion – Messe des Grauens“ (1976) oder „Drive-In Killer“ (1976), aufgegriffen wurden. Gleiches gilt auch für „Halloween – Die Nacht des Grauens“.

Das sogenannte Final Girl, das weibliche Opfer des Täters, wurde beispielsweise auch von Carpenter übernommen, er fügte diesem allerdings weitere Eigenschaften hinzu. Michael Myers Opfer Laurie Strodes, gespielt von Jamie Lee Curtis, deren Mutter Janet Leigh bereits in Alfred Hitchcocks „Psycho“ (1960) niedergestreckt wurde, ist ein durchweg naives und braves Mädchen, welches sich keinen pubertierenden Gelüsten hingebt, und sie ist es auch, die am Ende überleben wird. Die Unschuld siegt somit. Auch wenn dies in aller Konsequenz von Carpenter so nicht beabsichtigt gewesen ist (der Charakter von Laurie Strodes war eben einfach darauf angelegt), wurde auch dies in zahlreichen populären Slasher-Franchises, wie etwa „Freitag der 13.“ („Friday the 13th“, 1980) oder „Nightmare – Mörderische Träume“ („A Nightmare on Elm Street“, 1984), konsequent übernommen und manifestierte sich im Grunde als feste Figur des Genres. Noch in Wes Cravens „Scream“ aus dem Jahre 1996, im Grunde eine Parodie auf das gesamte Subgenre des Slasherfilms, werden die Charakteristika des Final Girls, deren Etablierung man eben immer auf „Halloween“ zurückführt, hervorgehoben (Zitat: „1. You will not survive if you have sex 2. You will not survive if you drink or do drugs.“).

Dennoch, als Anbeginn des modernen Slashers sei „Jessy – Die Treppe in den Tod“ noch einmal hervorzuheben, aus diesen vielleicht auch John Carpenter bewusst oder unbewusst inszenatorisch zitiert. So finden sich bereits hier die durch „Halloween – Die Nacht des Grauens“ populär gewordenen Ego-Perspektiven wieder. Carpenters Werk besticht vor allem durch seine konsequente und perfektionistische Umsetzung. Er kreierte einen Film, der nicht nur den Nerv der Zeit traf, sondern auch in seiner Inszenierung neue Maßstäbe setzte. Wie populär das Werk war, erkennt man vielleicht auch daran, dass bereits im Jahre 1983 ein offizielles Videospiel zum Film von Wizard Games für den Atari 2006 umgesetzt wurde.

Die Frage, welcher Film somit zuerst da war und das Genre sowie dessen Eigenheiten begründete, ist demnach etwas müssig. Es wäre sinnvoller von einer Wertschätzung der Filmemacher untereinander zu sprechen, deren Werke sich letztlich gegenseitig inspirierten.

„Halloween – Die Nacht des Grauens“ besticht vor allem durch seine konsequente und fast schon perfektionistische Umsetzung. Carpenter kreierte einen Film, der nicht nur den Nerv der Zeit traf, sondern auch in seiner Inszenierung neue Maßstäbe setzte. Das andere Filmemacher versuchten, diesen inszenatorischen und kommerziellen Erfolg zu kopieren, dürfte vor allem aus ökonomischen Gründen nicht überraschen.

Das Originalplakat zum ersten Film.
(© Compass International Pictures)

Mit einem Produktionsbudget von gerade einmal 325.000 US-Dollar (inflationsbereinigt 2017: zirka 1,21 Millionen US-Dollar) konnte „Halloween“ nur an den US-amerikanischen Kinokassen rund 47 Millionen US-Dollar umsetzen (inflationsbereinigt 2017: rund 177 Millionen US-Dollar). Ein weltweites Einspielergebnis liegt nicht vor, aber in West-Deutschland sahen den Film rund 750.000 Zuschauer im Kino. Für einen Low-Budget-Independentfilm mehr als nur beeindruckend. Wie populär der Film war, erkennt man vielleicht auch daran, dass bereits im Jahre 1981 ein sogenannter TV-Extended Cutdes Films für das US-Fernsehen entstand, für diesen im Zuge der Produktion der ersten Fortsetzung Szenen nachgedreht wurden, die vor allem die Mythologie der Hauptfigur erweiterten. Das Final Girl Laurie Strode, gespielt von Jamie Lee Curtis, wurde bereits in diesem Extended Cut zu Michael Myers‘ Schwester gemacht und Myers somit eine deutliche Motivation gegeben. Nicht vergessen sollte man auch, dass durch den Efolg des Films schon im Jahre 1983 ein offizielles Videospiel von Wizard Games für den Atari 2006 umgesetzt wurde.

Die Rechte an „Halloween – Die Nacht des Grauens“ hielt Moustapha Akkad, ein syrischer Finanzier und Filmproduzent, der vorab unter anderem die Regie bei dem religiösen Historienepos „Mohammed – Der Gesandte Gottes“ („Mohammad, Messenger of God“, 1976) mit Anthony Quinn in der Hauptrolle führte. Dieser war von John Carpenters Actioner „Assault – Anschlag bei Nacht“ („Assault on Precinct 13“, 1976), den er auf dem Mailänder Filmfestival sah, beeindruckt. Beide kamen ins Gespräch und Akkad sowie sein befreundeter Filmproduzent Irwin Yablans, fragten Carpenter nach der Umsetzung einer ihrer eigenen Film-Ideen, die letztlich zur Produktion von „Halloween“ führte.

John Carpenter und Debra Hill, dessen damalige Lebensgefährtin, verfassten das Drehbuch zu „Halloween“ innerhalb weniger Wochen. Dieses trug ursprünglich den Titel „The Babysitter Murders“. Nach einem Vorschlag von Yablans, änderte man diesen in „Halloween“ um.

„Halloween – Die Nacht des Grauens“ war somit nicht die reine Kopfgeburt von John Carpenter, sondern eine Auftragsarbeit, deren Idee viele Urheber hatte. Dennoch formten seine Kreativität und sein Engagement das Werk zu einem Klassiker des modernen Horrorfilms. Nach dem überwältigenden Erfolg drängten Akkad und Yablans darauf, eine Fortsetzung zu drehen. Carpenter besaß allerdings wenig Interesse daran, da er seines Erachtens die Geschichte bereits auserzählt hätte.

Der zweite Teil erweiterte die Mythologie der Reihe maßgeblich.
(© Universal Pictures)

Für „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ („Halloween II“, 1981) verfassten Carpenter und Hill zwar noch das Drehbuch, die Regie übernahm allerdings Rick Rosenthal. Dieser zweite Teil setzte direkt nach den Ereignissen von Teil 1 an und besticht vor allem durch seine verhältnismässig drastischen Gewaltdarstellungen. Obwohl der Vorgänger genau darauf verzichtete und dies letztendlich sogar eine der Stärken des Films darstellte, unterwarf man sich hier nun einem aktuellen Horrorfilm-Trend, der wiederum durch andere populäre Slasherfilme vorgegeben wurde: kreative und drastische Morde. Dies sorgte wohl auch dafür, dass der zweite Teil in Deutschland bundesweit beschlagnahmt wurde.

Wie bereits erwähnt, wurde mit den nachgedrehten Szenen des TV-Extended Cuts und dem zweiten Teil, Michael Myers als Laurie Strodes Bruder etabliert. Auch dies steht im Kontrast zu Carpenters ursprünglicher Vision und erklärt, wieso er seine eigene Mitarbeit am Film bis heute bereut. Michael Myers sollte keine Motivation besitzen, sondern schlichtweg das unerklärliche Böse darstellen, welches über die Stadt Haddonfield hereinbricht. Carpenter sagte mehrmals scherzhaft, dass sein Drehbuch nur unter dem Einfluss von Alkohol entstanden ist. Eine Erklärung, die ein brasilianischer Ableger einer in den USA bekannten Bier-Marke vor wenigen Jahren als Aufhänger für einen Werbespot nahm.

Die Kritiker waren von der ersten Fortsetzung nicht sonderlich beeindruckt, dennoch kann diese finanziell als ein großer Publikumserfolg gewertet werden. Mit einem Budget von 2,5 Millionen US-Dollar (inflationsbereinigt 2017: 6,7 Millionen US-Dollar) konnte „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ nur an den US-Kinokassen 25,5 Millionen US-Dollar einspielen (inflationsbereinigt 2017: rund 68,3 Millionen US-Dollar). Akkad und Yablans waren natürlich an einem weiteren Film interessiert, obwohl das Ende des zweiten Teils den Tod von Michael Myers klar suggerierte, doch Carpenter als auch Hill zeigten nur Interesse, wenn man keine direkte Fortsetzung mehr inszenieren, sondern eine neue Geschichte erzählen würde. Die Story um Michael Myers, das unerklärliche Böse, sei für sie beide nach Teil 2 definitiv zu Ende erzählt.

In „Halloween III – Die Nacht der Entscheidung“ („Halloween III – Season of the Witch“, 1982) übernahm Tommy Wallace die Regie und verfasste auch das Drehbuch. Wallace arbeitete vorab als Cutter an „Halloween – Die Nacht des Grauens“ sowie Carpenters „The Fog – Nebel des Grauens“ („The Fog“, 1980). Jahre später sollte er auch die Regie bei der Direct-to-Video-Fortsetzung „John Carpenter’s Vampires: Los Muertos“ (2002) führen. „Halloween III“ erzählte demnach eine vollständig neue Geschichte, die keinerlei Verweis auf Michael Myers oder dessen Heimatstadt Haddonfield enthielt. Bei Erfolg hätte man jedes Jahr einen neuen Halloween-Film herausgebracht, der eben stets eine neue Geschichte präsentiert hätte. Leider blieb der Erfolg aus und der dritte Film konnte an den US-Kinokassen nur 14,4 Millionen US-Dollar einspielen (inflationsbereinigt 2017: rund 36 Millionen US-Dollar).

Das Experiment war damit gescheitert. Wollte man die Reihe fortführen, so musste man wohl oder übel nach Haddonfield zurückkehren, mit oder ohne Carpenter.

„Halloween III – Die Nacht der Entscheidung“ gilt mittlerweile als Kulthorror.
(© Universal Pictures)

Es dauerte fast sechs Jahre bis ein weiterer Halloween-Film in die Kinos kommen sollte. Mit „Halloween IV – Michael Myers kehrt zurück“ („Halloween 4: The Return of Michael Myers“, 1988) besann man sich, wie der Untertitel es schon verrät, auf die Wurzeln der Reihe zurück. Michael Myers sollte wieder im Mittelpunkt des Films stehen und die treibende Kraft der Handlung darstellen. Teil 4 stellt innerhalb der Filmreihe auch den Anbeginn einer „Trilogie“ dar.

Ursprünglich waren John Carpenter als auch Debra Hill in das Projekt zumindest anfänglich involviert, doch nachdem man ihre Ideen als auch das daraus resultierende fertige Drehbuch von Dennis Etkison ablehnte, gaben sie sämtliche Rechte an dem Franchise an Moustapha Akkad ab. Carpenter und Hill verabschiedeten sich damit vorerst von der Filmreihe und wandten sich anderen Projekten zu. Ihr Abschied lag auch darin begründet, dass Akkad auf Biegen und Brechen nicht nur Michael Myers in Fleisch und Blut, somit als reale Person, sondern auch Dr. Loomis, gespielt von Donald Pleasence, zurückholen wollte, obwohl dies im vollkommenen Kontrast zum Ende des zweiten Teils stand. Demzufolge musste eine Storyline etabliert werden, die dies nicht nur erklärte, sondern auch die Rückkehr inhaltich motivierte, wodurch sich der Charakter Myers von seiner ursprünglichen Intention weiter entfernte. Da Jamie Lee Curtis nicht zurückkehrte, führte man den Charakter von Jamie Lloyd ein, Michael Myers Nichte, die nun von ihm gejagt wird. Am Ende des Films sollte sie in die Fußstapfen Myers treten und ihre eigene Pflegemutter töten. Das Böse war somit vererbbar.

„Halloween IV – Michael Myers kehrt zurück“ stellte zwar an den US-Kinokassen keinen überwältigenden Hit dar, fand sein Publikum allerdings international und auf dem boomenden Heimvideomarkt. Weitere Filme waren damit für Akkad damit nur noch eine logische Konsequenz.

(© Trancas International)
(© Trancas International)
(© Trancas International)

Nur ein Jahr später, folgte im Jahre 1989 „Halloween V – Die Rache des Michael Myers“, der abermals mit einem Cliffhanger endete. Man entschied sich dagegen, das schockierende Ende des vierten Teils weiterzuführen und führte abermals einen Retcon durch. Jamie Lloyd ermoderte ihre Mutter etwa nicht, sondern verletzte diese unter dem Einfluss ihres Onkels Michael Myers nur schwer. Dieser wurde indes an einem geheimen Ort nicht nur gesund gepflegt, eine Tättowierung auf seinem Unterarm offenbart erstmalig auch, dass er Teil eines größeren Kults ist, der im Hintergrund agiert. Am Ende des Films wird Myers von einem ominösen Mann im schwarzen Gewand aus dem Gefängnis befreit. Mit dem nunmehr fünften Teil versuchte man somit die Mythologie der Filmreihe drastisch zu erweitern. Das unerklärliche Böse, welches sich im jungen Michael Myers einst manifestierte, wird nun quasi institutionalisiert. Ein ganzer Geheimbund steht hinter Myers. Fans als auch Teile der Crew lehnten diese Ausrichtung frühezitig ab. Schon zum Filmstart sagte Donald Pleasance gegnüber dem Fangoria Magazin, dass er mir vielen kreativen Entscheidungen nicht einverstanden gewesen ist und letztlich nur unter großen Kompromissen mitwirkte.

Mit einem Einspiel von rund 12 Millionen US-Dollar an den amerikanischen Kinokassen, aber einem Budget von rund 6 Millionen US-Dollar, floppte „Halloween V – Die Rache des Michael Myers“ kommerziell und galt auch bei Akkad als großer Misserfolg. Der Produzent nahm sich mehrere Jahre Zeit, um das Franchise neu auszurichten.

Das Ergebnis sollte im Jahre 1995 „Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers“ („Halloween: The Curse of Michael Myers“) darstellen, dessen Produktion allerdings unter keinemm guten Stern stand. Mittlerweile übernahm Dimension Films den Vertrieb, die die ursprüngliche Filmfassung mit einem fast gänzlich anderen Ende, für das Kinopublikum massentauglicher umschneiden und gar Filmszenen nachdrehen ließ. Durch den Tod von Darsteller Donald Pleasence mussten geplante Szenen zusätzlich umgeschrieben und den bereits gedrehten Szenen mit Pleseance angepasst werden, damit diese einen Sinn ergeben konnten. Die Nachdrehs hatten auch zur Folge, dass Myers für diese neu gecastet wurde und seine Statur und Gestik sich in der Kinofassung sichtbar unterscheidet.

Letztlich kam ein teils recht konfuser sechster Teil heraus, der das klassische Halloween-Franchise im Grunde beendete, auch wenn er viele Fragen offen ließ und neue Handlungselemente für weitere Fortsetzungen einführte.

Mittlerweile existiert von „Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers“ ein sogenannter Producer’s Cut, der die ursprüngliche Vision des Films wieder versuchte herzustellen. Die Unterschiede sind enorm und geben eindeutige Verweise auf die nie realisierten, aber eben angedachten weiteren Filme.

„Halloween: H20“ ignorierte alle Filme ab Teil 3.
(© Dimension Films)

Nach dem Erfolg von „Scream“ kam es Mitte bis Ende der 1990er-Jahre kurzzeitig zu einem Revival des klassischen Slasherfilms. Filme wie „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ („I Know What You Did Last Summer“, 1997) oder „Düstere Legenden“ („Urban Legends“, 1998) erfreuten sich unter dem jugendlichen Zielpublikum großer Beliebtheit, dementsprechend wirkt es auch fast natürlich, dass man dies als Anlass nahm einen weiteren Halloween-Film in die Kinos zu bringen. An einer direkten Fortführung der klassischen Reihe war man nicht mehr interessiert. Mit „Halloween H20“ („Halloween H20: 20 Years Later“, 1998) wollte man das zwanzigjährige Jubiläum der Filmreihe nicht nur zelebrieren, sondern auch zu ihren Wurzeln zurückkehren, so dass man die Teile 4–6 inhaltlich nun komplett ignorierte. Der Film stellt eine direkte Fortsetzung von „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ dar und erzählt die Geschichte von Laurie Strode weiter.

Ursprünglich wollte Curtis auch alle Beteiligten des Originalfilms für das Projekt zurückgewinnen, doch Carpenters Gage als Regisseur sollte rund zehn Millionen US-Dollar betragen, die er als eine Art Entschädigung für nicht gezahlte Gewinnbeteiligungen an Teil 1 ansah. Akkad war nicht gewillt diese hohe Summe aufzubringen, sodass Carpenter beim Projekt erst gar nicht mitwirkte. „Halloween H20“, der vollends in der Slasherwelle Ende der 90er-Jahre aufging, entwickelte sich zu einem großen Hit und konnte weltweit rund 85 Millionen US-Dollar einspielen (inflationsbereinigt 2017: rund 128 Millionen US-Dollar).

Aber auch dieser Halloween-Film besaß seine Tücken. In keinem anderen Film der Reihe wechselt Myers so oft seine Maske wie in „Halloween: H20“. Kurios. In einer Szene, die man nicht mehr nachdrehen konnte, wurde Myers Maske sogar digital erstellt, um den Maskenwechsel hinter den Kulissen auszubessern.

Obwohl Michael Myers am Ende des Films von Laurie Strode geköpft wurde, entschied man sich vier Jahre später dazu, einen weiteren Film zu drehen. Hierzu entwickelte man einen erzwungenen Twist, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen: Laurie köpfte am Ende von Teil 7 nicht etwa Myers, sondern lediglich eine Person, die seine Maske trug. So wurde es zumindest am Anfang von „Halloween: Resurrection“ aus dem Jahre 2002 erklärt. Jamie Lee Curtis war zu einem 30-sekündigen Cameo-Auftritt vertraglich verpflichtet, willigte am Ende aber sogar ein, die gesamte Eröffnungssequenz, in der ihr Charakter von Myers ermordet wird, zu stemmen. So konnte man zumindest einen halbwegs „eleganten“ Übergang herstellen, auch wenn der erwähnte nachträgliche Fake-Tod von Myers in Teil 7 einer der inhaltlich merkwürdigsten Momente der Serie bleibt. Dennoch weist Curtis‘ Verpflichtung zumindest darauf hin, dass ein achter Teil schon bei der Produktion von „H20“ einkalkuliert wurde.

Teil 8 konnte die Zuschauer weder in den Kinos noch auf dem Heimmedien-Markt begeistern. Aufgrund des phänomenalen Erfolges von „Blair Witch Project“ („The Blair Witch Project“, 1999) wollte man wohl das junge Zielpublikum über ein in die Story eingeflochtenes Reality-TV-Format mit der Unterstützung von Found-Footage-Material begeistern. Der Versuch zwei unterschiedliche visuelle Stile – klassischer Horror und neumodische Inszenierung – miteinander zu verbinden, konnte zumindest in diesem Fall nicht vollends überzeugen.

Nach dem Misserfolg von Teil 8 wurde die klassische Filmreihe endgültig begraben, obwohl man einen direkten neunten Film mit Josh Hartnett in der Hauptrolle plante. Dieser spielte bereits in „Halloween H20“ den Sohn von Laurie Strode und sollte sich in diesem Film an Michael Myers rächen. Moustapha Akkad verstarb allerdings am 11. November 2005 bei einem Terrorattentat in Amman, Syrien. Er war seit Teil 1 die treibende Kraft hinter dem Franchise. Mit ihm starben somit auch die Pläne für eine direkte Fortführung der Filmreihe.

…und er ist doch wieder da: Michael Myers in „Halloween: Ressurection“. Dafür muss Laurie Strode aber nun endgültig sterben. Zumindest bis zum aktuellen Sequel, welches diesen Film ignoriert.
(© Dimension Films)
Rob Zombies Remake spaltete die Fangemeinde.
(© Dimension Films)

Mittlerweile besaß Dimension Films die Produktions- und Vertriebsrechte an der Halloween-Filmreihe. 2006 verkündeten sie, dass sie an einer Neuverfilmung arbeiten würden. Die Regie sollte Rob Zombie übernehmen. Carpenter, auch wenn er gefragt wurde, lehnte jegliche Zusammenarbeit ab. Rob Zombies Remake „Halloween“ (2007) kam am 31. August 2007 in die US-Kinos und konnte weltweit rund 80 Millionen US-Dollar einspielen (inflationsbereinigt 2017: rund 95,3 Millionen US-Dollar). Ein finanzieller Erfolg, der sich allerdings in den Kritiken nicht niederschlug. Fans als auch Presse standen dem Film mehrheitlich negativ gegenüber. Zombie versuchte, das Böse, die Natur Michael Myers, zu erforschen und damit auch zu erklären. Dies stand im vollkommenen Kontrast zu Carpenters ursprünglicher Intention. Myers sei seiner Meinung nach, immer eine unaufhaltsame Kraft gewesen, die man nicht aufhalten oder gar erklären könnte. Er sei schlichtweg das Böse.

2009 inszenierte sich Rob Zombie eine direkte Fortsetzung seiner Neuverfilmung. „Halloween II“ (2009) konnte zwar weltweit immerhin noch 39 Millionen US-Dollar einspielen (inflationsbereinigt 2017: rund 45 Millionen US-Dollar), doch durch die schleppenden DVD- und Blu-ray-Verkäufe merkte man, dass seine Vision der Halloween-Serie keine große Zukunft haben wird. Es ist allerdings nur fair, darauf hinzuweisen, dass er später einen Director’s Cut des zweiten Teils veröffentlichte, der weitaus positiver aufgenommen wurde.

Eine Zeit lang spielte Dimensions Films wohl mit der Idee, Zombies Filmreihe zumindest mit einem dritten Teil unter dem Titel „Halloween 3D“ als Trilogie abzuschließen, aber auch diese Pläne zerschlugen sich letztendlich.

Im Oktober 2015 machte die alte Filmreihe wieder auf sich aufmerksam. Man versuchte unter dem Titel „Halloween Returns“ mit einer direkten Fortsetzung von „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ das Franchise wiederzubeleben. Man hätte somit alle Filme seit dem zweiten Teil vollständig ignoriert. Dieses Projekt wurde intern weiter vorangetrieben, ein Drehbuch gar verfasst, letztlich allerdings nicht mehr umgesetzt. Malek Akkad, Sohn von Moustapha Akkad, entschied sich gegen „Halloween Returns“, da es seitens der mittlerweile globalen Fan-Gemeinde keine nennenswerten oder gar enthusiastischen Reaktionen gab.

Szenenbild aus dem Trailer: Michael Myers, der Schrecken aller Babysitter, kehrt in „Halloween“ dieses Jahr zurück.
(© Universal Pictures)

Dies änderte sich erst im Mai 2016, als Blumhouse Productions bekannt gab, dass John Carpenter höchstpersönlich an der Produktion eines neuen Halloween-Films mitwirken würde. Hierbei handelte es sich nicht um ein Remake, sondern ein Sequel. Der neue Film mit dem schlichten Titel „Halloween“ verstand sich als direkte Fortsetzung des Originalfilms und ignorierte damit alle Werke nach Carpenters Original. Dies gilt auch für die erste Fortsetzung. Damit wurde sogar Laurie Strodes Verwandschaft zu Michael Myers negiert, da diese erst im zweiten Teil, beziehungsweise in einer nachgedrehten Szene des TV Extended Cuts des ersten Films, etabliert wurde. Somit eröffnete sich abermals eine neue Timeline innerhalb der Reihe.

John Carpenter stand als Creative Consultant, Komponist und ausführender Produzent einer neuen Generation von Filmemachern zur Seite. In einem offiziellen Statement sagte er: „Thirty-eight years after the original ‚Halloween‘, I’m going to help to try to make the 10th sequel the scariest of them all.“

Dies schien den Filmemachern auch gelungen zu sein. Der nunmehr elfte Film unter dem schlichten Titel „Halloween“ spielte weltweit mehr als 255 Millionen US-Dollar ein. Aufgrund des Erfolges dürfte es nicht überraschen, dass weitere Fortsetzungen folgen würden. Mit „Halloween kills“ (2021) und „Halloween Ends“ (2022) soll zumindest die klassische Reihe im Jahre 2022 abgeschlossen werden.

Die Halloween-Filme werden dann mehr als 44 Jahre und dreizehn Spielfilme, dazu unzählige Comics und Romane sowie Videospiele, umfassen. Michael Myers entwickelte sich zu einer Ikone der modernen US-amerikanischen Horrormythologie. „Halloween“ erfand das Slasherkino nicht, wie oftmals behauptet wird, doch definierte es maßgeblich mit und etablierte es erfolgreich beim Massenpublikum. Ohne „Halloween – Die Nacht des Grauens“ hätte es zahlreiche populäre Horrorproduktionen der 1980er-Jahre wohl nie gegeben, weil schlichtweg die durch „Halloween“ ausgelöste Nachfrage nicht vorhanden gewesen wäre.

Für Carpenters Karriere stellte der Film die Etablierung als respektierten Filmemacher dar, dem man danach weitere große Produktionen zutraute. Gleiches galt natürlich auch für die sogenannte Scream Queen Jamie Lee Curtis: der Film war der Anbeginn ihrer schauspielerischen Karriere.

„Halloween“ wird – auch aufgrund der jüngsten Erfolge – aber sicherlich auch nach den noch kommenden Fortsetzungen noch lange nicht beendet sein. „Halloween – Die Nacht des Grauens“ und alle Fortsetzungen und Neuintepretationen, seien sie gut oder schlecht, waren schon immer mehr als nur ein Film, mehr als nur ein kulturelles Nischen-Phänomen. Sie waren wie Michael Myers, eine unaufhaltsame Kraft…

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!