„Utini!“
Alte Männer mit Schwertern aus Licht! Hinterhältige Roboter-Lords mit keuchendem Atem! Kleinwüchsige Schrotthändler mit Laserkanonen! Verwegene Weltraumhelden mit rasenden Falken! Monströse Super-Waffen mit Belüftungsschächten! Fieberträume eines Wahnsinnigen? Nein, „Krieg der Sterne“!
Über George Lucas’ Sternensaga etwas neues zu schreiben gestaltet sich schwierig. Denn zum zweiterfolgreichsten Film der Geschichte (mit einem unglaublichen inflationsbereinigtem Einspielergebnis von 2,7 Milliarden Dollar!), nur von „Vom Winde verweht“ leicht überholt, gibt es nicht nur trilliarden Filmkritiken, deren Länge ausgedruckt von der Erde bis an die Außengrenze Alpha Centauris reichen würde, sondern in denen bereits alles gesagt wurde, was man wissen muss. Kurzum: „Krieg der Sterne“ ist Legion – ob inhaltlich, finanziell, kulturell oder technisch. Natürlich speisen wir euch nicht so einfach ab, denn dieses eigentlich kleine Stückchen Weltraum-Mär ist zu wichtig, als das man es ungekrönt links liegen lassen kann. Also, ladet euren Blaster nach, säbelt das Licht und sattelt den Dewback. Wir sehen uns hinter dem Todesstern!
BÜRGERKRIEG! Im Weltraum herrscht Bürgerkrieg! Das böse intergalaktische Imperium hat die Systeme unter ihrer Kontrolle – doch ein kleiner Haufen Rebellen startet einen Aufruhr und setzt zur ersten großen Gegenoffensive an: sie planen den TODESSTERN zu vernichten, die neueste Geheimwaffe des Imperiums, die nach landläufiger Meinung kein Mond – und auch keine Raumstation ist – sondern eine Superwaffe, die einen ganzen Planeten binnen weniger Sekunden pulverisieren kann! Angst soll die Galaxis regieren und die aufständischen Systeme gefügig machen. So jedenfalls nach der Vorstellung des Groß Mufties Tarkin und seinem finsteren Bruder im Geiste, Darth Vader.
Doch Prinzessin Leia Organa war schneller: sie hat während eines imperialen Raids die Pläne im immer hilfsbereiten Astromech-Droiden R2-D2 abgespeichert und ihn zusammen mit seinem Buddy auf Lebenszeit, dem mit jeder Situation überforderten Protokolldroiden C-3PO, über dem Wüstenplaneten Tatuuin abgeschossen. Dort fallen sie in die Hände von Luke Skywalker, Neffe eines hiesigen Feuchtfarmers und im Inneren seines Herzens Kampfpilot für die Rebellion.
Da bei „Krieg der Sterne“ niemand seines Schicksals Schmied ist, sondern das Schicksal einen selbst schmiedet, verwundert es auch nicht, dass ausgerechnet der Luke nun in den Strom wegweisender Ereignisse gesogen wird. R2 büchst aus – auf der Suche nach einem gewissen General Obi-Wan Kenobi. Dieser war nicht nur einfach ein alter Soldaten-Haudegen, sondern auch noch der alte Jedi-Lehrmeister von Luke es, Vater. Dieser rät ihm sich mit der allumfassenden Macht vertraut zu machen und ein Jedi zu werden, so wie sein Vater. Die Entscheidung fällt Luke nicht leicht, da er seinen Onkel Owen und seine Tante Beru nicht alleine lassen will, doch dankenswerterweise hat das Imperium ihm seine Entscheidung bereits abgenommen, indem sie seine Familie einfach pulverisierten.
So geschockt, dass nicht einmal Zeit für eine Beerdigung bleibt, kehrt Luke zu Obi-Wan zurück und entscheidet ihm nicht nur zu folgen, sondern sich in der Macht ausbilden zu lassen und ein Jedi-Ritter zu werden. In Mos Eisly, dem dreckigsten Ort der gesamten Galaxis überfüllt mit den merkwürdigsten Aliens jenseits von Gut und Böse, finden sie den verwegenen Piloten Han Solo, der sie zusammen mit seinen gröhlendem Navigator Chewbacca dem Griff des Imperiums entziehen und nach Alderaan bringen kann. Dort wollen sie die geheimen Pläne des Todessterns an die Rebellion weitergeben – doch Pustekuchen! Denn das Imperium hat bereits wieder zugeschlagen. Alderaan wurde genauso wie Tante Beru pulverisiert – nicht mehr als ein Asteriodenfeld ist übrig geblieben…
Bevor sie aber überhaupt begreifen können, was hier vor sich geht, befinden sie sich bereits im Traktorstrahl des Todessterns. Nur durch Han Solos reichhaltige Schmugglererfahrung werden sie nicht entdeckt. Man gut, dass es auch im „Krieg der Sterne“-Universum Zufälle gibt, denn wenn sie sich schon ungewollt auf dem Todesstern befinden, können sie nebenbei auch gleich Prinzessin Leia befreien, eine Horde Sturmtruppler niederschießen (Kleinvieh macht auch Mist), ein Dioga-Monster im Müllschacht niederringen und den Höhepunkt des zweiten Akts, einen Lichtschwertkampf zwischen Darth Vader und Obi-Wan Kenobi einleiten, denn danach muss der Zuschauer auf das letzte Drittel mit einer dramaturgischen Pause vorbereitet werden…
Obi-Wan hat nicht nur sein Leben im Kampf gegen seinen alten Schüler Darth Vader geopfert, sondern es auch noch geschafft den anscheinend vollkommen unbewachten Traktorstrahl auszuschalten – somit ist die Bühne frei für den Rasenden Falken und Han Solos Flugkünste. Ab geht’s in Richtung Yavin 4 – auf dessen Mond sich die Rebellen verkrochen haben.
Doch auch der Groß Muftie Tarkin ist nicht von Gestern. Er lässt den Rasenden Falken verfolgen. Keine 60 Minuten später taucht der Todesstern über Yavins Mond auf, nur mit einem Ziel: totale Vernichtung! Die Rebellen entwickeln aufgrund der geheimen Pläne aber einen verwegenen Plan: mit dem gezielten Treffer eines Ionentorpedos in einen Belüftungsschacht der direkt zum inneren Kern führt, wollen sie den Todesstern zur Implosion bringen. Man könnte sich nun die Frage stellen, wozu eine Raumstation überhaupt einen Belüftungsschacht braucht, aber dazu ist keine Zeit. Fakt ist: wenn man aus drei Metern Entfernung eine Womp-Ratte mit einem Blaster wegschießen kann, dann muss das auch mit einem Todesstern gehen. Prinzip dasselbe. Irgendwie jedenfalls. Also, auf ins Gefecht!
Lange Rede, kurzer Sinn: nach dramatischen Kamikaze-Stunts und aufopferungsvollen Flug-Rollen, schafft Lukes dank der Stimmen in seinem Kopf und der Zielgenauigkeit Han Solos, den Ionentorpedo abzuwerfen und den gesamten Todesstern zu vernichten. Die Rebellen sind noch einmal davongekommen, das Imperium hat eine empfindliche Niederlage erlitten, eine neue Hoffnung ist erschienen.
Bleibt nur noch eine Frage offen: Warum zum Teufel erhält Chewbacca keine verdammte Medaille?
„Every journey has a first step“, so ließen es ab 1997 unzählige Teaser-Plakate zu „Episode I“ verlauten. Doch das was wir bereits 1997 unter „Krieg der Sterne“ verstanden, ist nicht das, was am Anfang der Reise das Ziel gewesen ist. Bis Lucas seine Sternensaga realisieren konnte, vergingen Jahre, bis er sie so verwirklichen konnte, wie es ihm im Kopf vorschwebte sogar Jahrzehnte. Den erst die moderne Trick-Technik machte es ihm möglich, seine Vision umzusetzen, wenn auch teilweise zum Missfallen der Fangemeide. 1997 veröffentlichte er die berühmt-berüchtigte Special Edition, die zwar kommerziell ein absoluter Erfolg war, aber das Fandom spaltete. Viele kritisierten die Neuerungen, andere hingegen erachten sie als Verbindung zu den Prequels für sinnvoll. Über die Special Edition wurde viel Häme und Spott gegossen und ich als Fan, der mit den Original-Filmen aufwuchs, muss sagen, dass die Special Edition weitaus besser ist als ihr Ruf und sehr viele Änderungen durchaus sinnvoll sind. Natürlich gilt dies nicht für Chalmun’s Cantina, denn wir wissen alle: Han Solo shots first. Always.
Über diesen langen Zeitraum gab es unterschiedliche Ideen und Konzepte. Das allererste Drehbuch erinnert nur noch in seiner Grundstruktur an die Filme, die heute Teil der Filmgeschichte sind und die Filmfans, insbesondere der Jahrgänge ’70 – ’85, in- und auswendig kennen.
Ganz am Anfang stand ein kurzes Treatment, das über die Abenteuer des Jedi-Bendu-Meisters Mace Windy berichtete. Dieses Treatment entwickelte sich über die Jahre zum allseits bekannten „Krieg der Sterne“, in dem im ersten Drehbuch noch der Jedi-Cyborg Kane Starkiller zusammen mit seinen Söhnen Deak und Annikin die Galaxis rettet. Später sollte der finstere Lord Vader den sagenumwobenen Kiber-Kristall vom Planeten Utapau in seinen Händen halten, der nur durch den Sohn der Sonnen, Luke Starkiller, wieder aus seiner Macht entrissen werden konnte. Die ersten Drehbuchversionen hatten nur eine sehr grobe Rahmenhandlung mit der eigentlichen Filmversion gemein. Diese änderte sich im Laufe der Jahre drastisch (das erste Drehbuch stammt von 1974). Interessant ist aber, dass bestimmte Punkte schon immer vorhanden waren. So begegnete man Han Solo immer im abgelegenen Weltraumbahnhof, ob auf Tattooine oder Utapau. Auch die geheimnisvolle Waffe des Imperiums, der Todesstern, war schon immer vorhanden – anfangs als simple Raumstation, erst später als eigentliche Mega-Waffe, doch nur in den letzten beiden Versionen ging man hier auch an Bord. Größte Änderung stellt aber Darth Vader dar, der anfangs nicht mehr als ein böser Schurke war. Die Entwicklung von Darth Vader, vom bösen Häscher (First Draft, 1974) über den bösen Neben-Antagonisten („Krieg der Sterne“, 1977) und die rechte Hand des Imperators („Das Imperium schlägt zurück“) bis hin zur zentralen Figur der Saga (Prequels, 1999 – 2005), ist einzigartig in der gesamten Entwicklungsgeschichte der Filme.
Wer gerne mehr über die Entwicklung der „Krieg der Sterne“-Saga erfahren, oder die genauen Unterschiede der fertigen Film-Versionen kennen möchte, sollte sich das Schnittbericht-Special auf Schnittberichte.com nicht entgehen lassen.
Doch nicht nur die Vorproduktion sollte den „Krieg der Sterne“ in vollkommen andere Richtungen lenken. Auch die eigentliche Produktion veränderte den Film grundlegend. Genau genommen handelte es sich hierbei um eine der chaotischsten Projekte der Filmgeschichte. Fox, die sich bereit erklärten den Film zu produzieren, gewährten Lucas gerade einmal 10 Millionen Dollar, die er auch nur effektiv nutzen konnte, da er seine zwei Jahre vorher gegründete Special-Effects-Comapny ILM mit sämtlichen Effekteinstellungen beauftragte und auf eigene Kosten bereits Vorarbeit ableistete. ILM kann rückblickend gepflegt als das Microsoft des Filmgeschäfts betrachtet werden. Eine kleine Firma, die vornehmlich von filmbegeisterten Geeks angeführt wurde, von denen nur die Wenigsten eine formale Film-Ausbildung besaßen. Viele ILM-Mitarbeiter waren entweder noch Filmstudenten oder nur Filmbegeisterte mit einer praktischen Berufsausbildung, die natürlich für einen SFX-Film durchaus von enormer Bedeutung waren. So wundert es auch nicht, dass absolut wegweisende und bedeutende SFX-Technologien für „Krieg der Sterne“ entwickelt oder perfektioniert wurden, da das gesamte Team gerade durch ihre Unerfahrenheit unkonventionelle Wege einschlug. Bekanntestes Beispiel dürfte das von John Dykstra konzipierte Motion-Control-Verfahren sein, welches es erstmalig erlaubte eine bestimmte Trickszene, zum Beispiel den Flug eine X-Wing-Geschwaders, beliebig und punktgenau zu wiederholen und dem Bild weitere Elemente hinzuzufügen. Die Arbeit vom ILM-Team war dermaßen beeindruckend, dass sie nicht nur mehrere Oscars abräumten, sondern erstmalig einen Sonder-Oscar verliehen bekamen, der explizit die visuelle Tricktechnik in Filmen würdigte. Aus heutiger Sicht kann man behaupten, dass es für die Tricktechnik eine Zeit vor und nach „Krieg der Sterne“ gab.
Dies gilt natürlich nicht nur für die visuellen Effekte – hervorheben muss man natürlich Ben Burtts Arbeit an den Soundeffekten. Sei es Darth Vaders Atem, das Geräusch der Lichtschwerter und Blaster, der Aufschrei der Sandleuten, R2-D2s Piepen – alles Burtts Kreationen, für die er ebenfalls mit einem Sonder-Oscar belohnt wurde. Nicht der Einzige in seiner Karriere. Auch wenn sich dies heute alles wie eine Erfolgsgeschichte aus dem Märchenland liest, so war es für Lucas ein reiner Horror. Er war sich so sicher, dass der Film floppen würde, dass er Steven Spielberg eine Wette anbot – wenn „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ mehr Geld einspielen sollte als „Krieg der Sterne“, würde Spielberg 2,5% des Gewinns abbekommen, bis zum Tode. Ebenfalls andersrum. Wie wir wissen kam alles anders und noch heute erhält Spielberg 2,5% vom Gewinn des Films.
Was ihn zu so einer waghalsigen Wette verleitete, war die desaströse Produktion, die ihn an den Rande eines Herzinfarkts brachte. Für zwei Effectsshots, die Lucas als absolut unbrauchbar einstufte, verschwendete ILM das halbe SFX-Budget. Es kam sogar soweit, dass der eigentlich anvisierte Kinostart im Dezember 1976 um ein halbes Jahr verschoben werden musste. Insgesamt musste sie nun also mit einem kaum nennenswertem Budget die Hälfte der Effekteinstellungen fertig kriegen – für die große SFX-Studios die doppelte Zeit benötigen würden. Lucas sah sich gezwungen, nun fast täglich den Arbeitsfortschritt von ILM zu kontrollieren, was ihn von seiner eigentlichen Aufgabe, den Schnitt des Films abhielt. Diesen übernahm der Cutter John Jympson, dessen erster Rohschnitt unter Fans einen fast schon mystischen Status besitzt. Noch nicht alle Effekteinstellungen, sowie die Filmmusik, waren eingefügt. Dennoch ist diese Schnittfassung äußerst interessant, da sie eben nicht von George Lucas stammt, sondern von Cutter John Jympson, und somit zirka 30 – 40% alternatives Bildmaterial enthält. Lucas war mit dem Cut aber absolut unzufrieden und schnitt den vollständigen Film neu um. Seine erste Rohfassung, ebenfalls ohne jegliche Effekteinstellung, präsentierte er einigen seiner engsten Freunde, unter anderem Brian De Palma, John Milius und Steven Spielberg, von denen nur Spielberg das Potential des Films erkannte und ihn als wegweisend bezeichnete. De Palma und Milius sowie der halbe Vorstand von Fox versprachen sich nicht viel von Lucas’ Sternensaga. Doch bis Lucas überhaupt an diesen Punkt gelangte, stand ihm natürlich noch der eigentliche Dreh bevor, der ihn für Jahre vom Regiestuhl fernhalten ließ.
Während ILM schon recht früh mit der Arbeit an den Tricksequenzen begann, befand sich George Lucas in den tiefen Sandtälern Tunesiens, die für den Wüstenplaneten Tatuuin herhalten mussten. Eine unwirtliche Gegend – und für einen Filmdreh vollkommen ungeeignet. So verwundert es auch nicht, dass die gesamte Produktion genau in die Zeit fiel, als einer der sehr selten Regenstürme das Land heimsuchte. Die körperlichen Anstrengungen, insbesondere für die Schauspieler, waren extrem groß. Bereits am ersten Drehtag, rammte sich Anthony Daniels einen Teil seines schwerfälligen und unter der Sonne Tunesiens tyrannisch-heißen C-3PO-Kostüms in den Fuß. Mehrere Produktionsmitglieder fielen wegen Hitzestich aus, die Schauspieler übernahmen teilweise ihre Arbeiten – und Lucas, der gemeinhin nicht unbedingt als der große Kommunikator bekannt ist, zweifelte erstmalig an seinem Vorhaben. Er konnte sich mit dem Dreh nicht identifizieren. Die Kostüme entsprachen nicht seiner Vorstellung einer intergalaktischen Welt, der Kameramann Gilbert Taylor akzeptierte seine Regieanweisungen nicht, da diese seiner Meinung nach Lucas’ Kompetenzen überschreiten würden und Fox selber war drauf und dran nach mehrmaligen Verzögerungen das Budget gar zu kürzen. Als Lucas für eine kleine Budget-Erhöhung für die mittlerweile bekannte Jabba-Szene in Mos Eisley fragte, gestand man ihn nicht einmal dieses zu. Eigentlich ersann sich Lucas einen großen, fetten Wurm mit Fühlern an den Augen für Jabba – doch das Budget reichte nicht einmal aus, um die Szene ausgiebig genug zu filmen. So entschied man sich diese zwar abzufilmen, mit dem irischen Schauspieler Declan Mulholland als Jabba, aber sie auf ein produktionstechnisches Minimum zu reduzieren. Erst 1997 konnte Lucas diese Szene für den Film wiederverwenden, mit einem digital eingefügten Jabba (der für die 2004er DVD-Edition nochmals überarbeitet wurde).
Mehr Glück hatte Lucas bei der Auswahl seiner Schauspieler. Auch wenn der muskulöse David Prowse seinen sehr starken West Country-Akzent nicht loswerden konnte, brachte dies Lucas auf James Earl Jones, dessen markante und voluminöse Stimme zu einem Markenzeichen der Saga wurde. In Deutschland übernahm diesen Part Heinz Petruo, der für viele Fans James Earl Jones in nichts nachsteht. Ebenfalls Schauspiel-Legende Alec Guinness konnte für den Film gewonnen werden, der sich als Gage in weiser Voraussicht einen Teil des Gewinns sicherte. Für den restlichen Maincast, war es die erste große Verpflichtung. Mark Hamill verfügte vor allem über Theatererfahrung, während Carrie Fisher, 18 Jahre jung, keine nennenswerte Erfahrung besaß. Nur Harrison Ford war Lucas schon vorher bekannt, denn er spielte bereits in seinem „American Graffiti“ eine kleine Rolle. Da der Film neben Tunesien, vor allem in den traditionsreichen Pinewood Studios in England gedreht wurde, wurden der Großteil der Nebenrollen mit Engländern besetzt. Dies kam vor allem der Charakterisierung des Imperiums zugute, da der steife Cockney-Akzent auf amerikanische Zuschauer etwas steriles und militärisches besitzt. Für den Hammer-Veteranen Peter Cushing als Groß Muftie Tarkin sollte es eine seiner letzten großen Rollen sein – ein mehr als nur würdiger Abschied.
Nach allen desaströsen Vorkommnissen, die das gesamte Projekt fast zum Scheitern brachten, war es John Williams, der Lucas neue Hoffnung gab und ihm in der Endphase des Films neu inspirierte. Seine Filmmusik zählt heute zu den beeindruckendsten und bekanntesten Filmompositionen, die ein jeder Filmfan kennt und liebt. Für Williams bedeutete dies seinen endgültigen Durchbruch als Filmkomponist. Zwar war er bereits vorher bekannt und erhielt zwei Oscars, doch mit „Krieg der Sterne“ hat er sein eigenes musikalisches Monument für die Ewigkeit geschaffen.
Nachdem alle Hürden genommen und der Film endlich in die Kinos gelangte, gab es kein Halten mehr und er entwickelte sich zu einer Welt-Sensation, einem kulturellen Phänomen, das bis heute ihresgleichen sucht. 798 Millionen Dollar sollte „Krieg der Sterne“ alleine im Kino einspielen. Inflationsbereinigt wären dies im Jahre 2009 2,7 Milliarden Dollar! Zum Vergleich: „Titanic“ schaffte 1,8 Milliarden (inflationsbereinigt: 2,2 Milliarden). Somit ist „Krieg der Sterne“ mit Abstand einer der erfolgreichsten Filme der Filmgeschichte, nur von „Vom Winde verweht“ übertroffen (dieser spielte inflationsbereinigt 47 Millionen Dollar mehr ein). Doch der Unterschied ist: „Krieg der Sterne“ ist noch immer aktuell und zieht Millionen Fans weltweit in seinen Bann. Fünf Fortsetzungen folgten, die allein im Kino 4,4 Milliarden Dollar umsetzen. Von den unzähligen Home-Entertainment und TV-Veröffentlichungen schweigen wir an dieser Stelle lieber. Ebenfalls mehrere TV-Serien folgten, sowie unzählige Romane, Comics, Spielzeugreihen – die Erfolgsgeschichte ist unendlich lang und noch lange nicht beendet!
Leider erkannte Fox das Potential nicht – und gönnte Lucas die Merchandise-Rechte, die ihn zu einen milliardenschweren Mann machten und volle kreative Freiheit gewährten. Basierend auf den „Star Wars“-Erfolg kann man nicht nur den Ausbau der immer noch führenden SFX-Schmiede ILM zurückführen, sondern auch den Aufstieg von Lucasfilms und natürlich Lucasarts. Ohne „Krieg der Sterne“ kein „Indiana Jones“, kein „Maniac Mansion“ oder „Monkey Island“, kein THX und auch kein PIXAR …und mit Sicherheit keine Generation junger und kreativer Filmemacher, die sich erst durch den Film inspirieren ließen, selber ins Filmgeschäft einzusteigen. Einer davon war übrigens James Cameron.
Fatality:
Lucas’ Sternenepos kann auch nach über 30 Jahren noch die Massen begeistern. Der Film ist nicht gealtert, sondern eher gereift. Sein nun alter Filmstil, seine opulente Musik, die etwas starren Effekte, die altmodischen Masken helfen ihn sogar dabei, den märchenhaften Charakter zu bewahren. Nur wenige Filme können dies von sich behaupten: „Star Wars“ ist ein Film für die Ewigkeit.
‐ Markus Haage
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