Aus allen Ecken des digitalen Universums hallt es: Trash hier, Trash da. Trash ist Kult. Trash ist cool. Trash ist hip. Trash ist Trend. Aber was ist Trash überhaupt? Eines zumindest weiß jeder: „trash“ ist englisch und bedeutet soviel wie „Müll“. Müll wird weggeworfen. Vom Otto-Normalzuschauer als wertlos erachtet. Also eigentlich etwas negatives. So passiert es auch schon mal, dass wenn man die Fernsehzeitung aufschlägt, unter den Filmen die mit „grauenhaft“ bewertet worden sind, Sätze wie „Absoluter Trash!“ lesen kann. Die Vorstellung, dass Trash etwas grauenhaftes, schlimmes, minderwertiges oder gar langweiliges ist, teile ich jedoch nicht im geringsten. Was muss Trash dann sein?
Trash ist positiv. Wenn man etwas sieht, was schlecht ist, muß es noch lange kein Trash sein. Trash-Filme sind keine 50er-B-Movies mit fliegenden Untertassen und umherschleichenden Riesen-Ameisen, keine 70er-Exploitation-Hammer mit schreienden Jungfrauen und vor bluttriefenden Gulags, geschweige denn schnellheruntergekrubelte Splatter-Kracher mit Latex-Heroen aus dem Hause Troma. Diese Filme sind kein Trash, denn Trash kann nicht absichtlich entstehen.
Trash ist kein gewolltes Stilmittel von Filmemachern. Trash entsteht dann, wenn jemand 50.000 Euronen in der Tasche hat, nicht weiß, was er damit anfangen soll und sich letztendlich entschließt, einen Film zu drehen, der es mit modernen Hollywood-Produktionen aufnehmen kann. Dabei entsteht ein 90-minütiges Filmchen, welches vom Massenpublikum wohl in allen Belangen als minderwertig angesehen würde. Und hierbei geht es nicht um die augenscheinlich Merkmale eines Trashfilms. Schlechte Effekte, wackelige Kameraeinstellungen, hölzerne Dialoge oder mittelmäßige Schauspieler – all das sind keine Markenzeichen für Trash. Kein Signum. Kein Identifizierungsmerkmal. Kevin Smiths „Clerks – Die Ladenhüter“, John Carpenters „Dark Star“ oder Sam Raimis „Tanz der Teufel“ würden nach dieser Defintion zumindest in Teilen Trash sein. Aber an äußeren Merkmalen lässt sich Trash nicht festmachen. Trash ist Inhalt.
Ein verrückter Vietnam-Veteran marschiert durch die Fußgängerzone und schießt auf alles, was sich bewegt …schon ist der ernste Schein dahin und was bleibt? Trash.
Junge (und eventuell jungfräuliche) Mädels fürchten und flüchten sich vor finsteren Monstren, die aus einer alten Maya-Statue, gehauen in Vulkangestein, via Nebel und grünen Neonlicht in die Szenerie gebeamt werden. TRASH!
Ein alter Haudegen, ausgesttatet mit Cowboy-Boots und Zahnstocher im Mundwinkel, geht mit seiner alten Mauser im tiefstes Dschungel des Amazonas auf kannibalistische Eingeborene los. TRASH!
Eine Stadt voller fieser, vegetarischer Trolle verwandelt Menschen in Gemüse, um sie dann zu verspeisen. TRASH!
Ein altehrwürdiger Ninja-Clan träumt von der Weltherrschaft und hockt dabei in kunterbunten Klamotten mitten in einem chinesischen Stadtpark. TRASH!
Dies alles sind Geschichten aus denen das Trash-Universum gestrickt wurde. Geschichten, die von der Masse mit jeden denkbaren negativen Attribut bezeichnet wurden. Deswegen ist Trash ist vor allem eines: schlechter Geschmack – der Gegenpol zum guten Geschmack. Denn wenn man Trash an etwas messen will, dann muss man dies wohl an dem Geschmack des Massenpublikums tun. Und der vermeintlich gute Geschmack, ist in der Regel all das was von der Masse als wertvoll (durch Aufmerksamkeit) erachtet wird.
Falls jetzt also irgendwer tatsächlich diesen Text in der Hoffnung wissenschaftliche Ausführungen über das Wesen des Trash zu erfahren, ganz gelesen haben sollte, kann ich abschließend nur noch eines sagen: Eine echte Definition gibt es nicht. Trash ist Trash. In erster Linie immer Inhalt – geformt durch schlechten Geschmack – und gerade deswegen auch stets subjektiv.
Falls ihr gerne selbst erfahren wollt, was Trash ist, besorgt euch ’nen Träger Bier, ein Sofa und wandelt in eure Videothek und orientiert euch an den Videoregalen, vor denen nie jemand steht. Deren Videohüllen leicht staubig sind, deren Teppich davor noch wie neu aussieht. Hier werdet ihr fündig.
Als Orientierungshilfe soll euch zumindest die beigelegte Checkliste dienen.
Prost.
‐ Markus Haage