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„Saturday Night Live“ kehrt mit Bill Burr zu alter Größe zurück

verfasst am 13.Oktober 2020 von Markus Haage

In den USA herrscht mal wieder Hysterie. „Saturday Night Live“, ein Gigant der US-Comedy aus dessen Freundes- und Dunstkreis Filme wie „Caddyshack“ (1980), „Blues Brothers“ (1980) und im weitestgehenden Sinne auch Klassiker wie „Ghostbusters“ (1984) entstanden sind, ist gefühlt nach Jahren mal wieder relevant. Der Komiker Bill Burr wurde nicht nur als Host eingeladen, sondern hat auch den berühmten Eröffnungsmonolog gesprochen und sich über die teils hysterische „Cancel Culture“ amüsiert. Ein Shitstorm war natürlich die Folge.

(© NBC)

Der Daily Beast beschrieb Burrs Monolog nicht nur als „worst monologue in years“, sondern suggerierte sogar, dass durch Burrs Jokes die aktuelle Bürgerrechtsbewegung diskreditiert werden würde („Civil rights are in danger and, with no peg whatsoever […], he is mocking the celebration?“). Jen Chaney, einflussreiche Kritikerin von Vulture.com, sprach in einem Tweet sogar davon, dass für solche Gags nie der richtige Zeitpunkt sei („There is no real „time“ for that Bill Burr monologue, but I’ll tell you what, now is NOT IT“). Dies deutet im Grunde schon auf eine Art Selbst-Zensur hin.

Interessant ist, dass anscheinend vor allem „weiße Frauen“ sich über Burrs Auftritt aufregen (dies lässt sich natürlich nur schwer repräsentativ aus der Twitter-Hysterie ableiten, aber der grobe Eindruck gibt dies her). Burr hob auf komödiantische Weise hervor, dass „weiße Frauen“ berechtigte Bürgerrechtsbewegungen von Minderheiten für ihre eigenen Interessen okkupieren würden. Bereits der afroamerikanische Komiker Dave Chapelle kritisierte dies übrigens in einem Stand-up-Special für den Streamingdienst Netflix scharf. Ähnliches gilt für die Komikerin Michelle Wolf („Titanic Explains How White Women Are the Problem“). Die Kritik an Burrs Auftritt ist vor allem in diesem Kontext absurd hart. Die Forderung, die in unterschiedlicher Form zu lesen ist: „Saturday Night Live“ hätte Burrs Auftritt canceln sollen. Was vergessen wird: Erst im Februar diesen Jahres machte sich SNL über die Auswahl der Oscar-Filme lustig und bezeichnete diese als „White male rage“-Movies (siehe nächstes Video). „Saturday Night Live“ teilt demnach auch durchaus an alle Seiten aus. Kritik war damals allerdings nicht zu vernehmen. Warum auch? Es stellte natürlich eine totale Überspitzung der Realität dar. Es ist eben Comedy. Demnach ist es auch nur fair, wenn man festhält, dass die Kritik an Burrs Auftritt eben auch extrem selektiv ist.

Man muss Burr selbstredend nicht mögen und kann seine Comedy natürlich kritisieren, aber man sollte auch anerkennen, dass er eben ein Komiker ist, der gesellschaftliche und kulturelle Phänomene aufgreift und diese verzerrt und überhöht darstellt, herausfordert oder absichtlich eskalieren lässt. Der Host der ersten SNL-Sendung am 11. Oktober 1975 – fast exakt 45 Jahre vor Burrs Auftritt am 10. Oktober 2020! – war übrigens der legendäre George Carlin, der mit seiner aneckenden Stand-up-Comedy und den berühmten „Seven dirty words!“ eine ganze Medienbranche nachhaltig veränderte (eine lange, aber bedeutende Geschichte für sich…). Und wie sagte der legendäre George Carlin mal:

„I think it’s the duty of the comedian to find out where the line is drawn and cross it deliberately.“

In diesem Zusammenhang weise ich auch gerne auf einen Auftritt von Carlin während seiner „Doing it again“-Tour im Jahre 1990 hin, der von der Sterilisation der Sprache handelte:

Vielleicht wird das geliebte „Saturday Night Live“ durch Burrs Auftritt nach (zumindest gefühlt) rund 25 Jahren mal wieder relevant, indem es sich vom teils infantilen Nonsense, der sich vor allem in den 1990ern mit Comedians wie Adam Sandler etablierte, verabschiedet, und zu seiner Coolness und aneckenden Leichtigkeit der 1970er- und 1980er-Jahre zurückfindet.

Der Cast der zweiten Staffel von „Saturday Night Live“.
(© NBC)

Diese hat nämlich unter anderem Ikonen wie Chevy Chase, Bill Murray, John Belushi, Dan Aykroyd oder Eddie Murphy popularisiert oder gar ganz hervorgebracht, die wiederum Meilensteine des Comedy-Films kreierten, auf die man heute nicht verzichten möchte oder sollte.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!