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Das die US-amerikanische Cartoon-Serie „South Park“ insbesondere aufgrund ihres derben Humors schon desöfteren in den Schlagzeilen stand, dürfte wohl jedem Fan der Serie bekannt sein. Ob Prominente, Politiker, Organisationen, religöse Häupter und ihre Ikonen – nichts scheint den Machern der Serie, Matt Stone und Trey Parker, heilig zu sein. Doch nun scheinen sie aufgrund der Darstellung des Propheten Mohammeds von der radikal-islamischen Website RevolutionMuslim.com, die ausdrücklch den sogennanten Jihad gegenüber den Westen befürwortet, ins Kreuzfeuer genommen zu werden. Die Website warnte die Macher der Serie, dass sie wie Theo Van Gogh enden könnten. Ein niederländischer Filmemacher, der sich kritisch mit dem Islam auseinandersetzte und daraufhin auf offener Straße von einem Fanatiker ermordert wurden ist. Die islamistische Website zeigt außerdem ein unzensiertes Bild vom ermordeten Theo Van Gogh wie er mit einem Messer in der Brust auf offener Straße liegt und hat die Adressen von Comedy Central, Matt Stone und Trey Parker auf ihrer Website veröffentlicht, damit – nach ihren Worten – dort protestiert werden kann.
Der Hintergrund: in der aktuellen Doppelfolge „200 / 201“ (die, wie der Titel es ausdrückt, die 200.Jubiläumsfolge darstellt) sollte neben zahlreichen anderen Religionsführern der islamische Prophet Mohammed vorkommen. Als Antwort auf den Karikaturen-Streit von 2006 (siehe weiter unten) haben Matt Stone und Trey Parker in sämtlichen Szenen Mohammed durch andere Cartoon-Charaktere ersetzt – mal durch einen Clown, mal durch einen großen Bär – oder Mohammend in einem Umzugswagen versteckt und dies zum Teil der Handlung gemacht.
Dies hat zur oben genannten Reaktion der radikalen Muslime auf RevolutionMuslim.com geführt.
Für den zweiten Teil der Jubiläumsfolge, die am 21.April ausgestrahlt wurde, hat Comedy Central – neben den visuellen Zensurmaßnahmen – jedes Mal das Wort Mohammed mittels eines Pieptons zensiert – damit auch ja niemand daran Anstoß finden oder überhaupt eine direkte religiöse Verbindung herstellen kann. Auch auf dem offiziellen Online-Portal der Serie, South-Park-Studios.com, auf dem jede Folge kurz nach der US-Veröffentlichung frei und legal zu sehen ist, wurde die Epsidoe bisher nicht veröffentlicht. Stattdessen bekommt man folgenden Hinweis zu sehen:
Natürlich ist Comedy Centrals rigorose Zensur-Politik auf den Vorfall mit der dänischen Zeitung Jylands Posten im Frühjahr 2006 zurückzuführen. Damals fertigten dänische Satiriker mehrere Karikaturen des Propheten Mohammeds an. Der Aufschrei in der muslimischen Welt war groß. Es kam zu gewaltsamen Protesten, Bombenanschlägen auf die dänische Botschaft in Pakistan (sechs Menschen starben), dänische Produkte wurden boykottiert und die Zeichner erhielten zahlreiche Morddrohungen. Seitdem leben die Karikaturisten unter Polizeischutz. Ihr Aufenthaltsort wird geheim gehalten und regelmässig gewechselt. Dennoch gelang es einem Fanatiker im Januar diesen Jahres den Zeichner Kurt Westergaard ausfindig zu machen und ihn anzugreifen. Nur knapp konnte er mit seiner Familie in einem für ihn eingerichteten Panikraum flüchten. Die Verhandlung gegen den Täter soll noch dieses jahr beginnen. Mehr Hintergründe zu den gesamten Vorfall um die Karikaturen von Jylands Posten finden sich im Wikipedia-Artikel.
Aufgrund dieses Vorfalls produzierten die „South Park“-Macher bereits ein Episoden-Special namens „Cartoon Wars“ (dt. Titel: „Cartoon-Kriege“), welches von Kritikern als eine Sternstunde der Satire aufgefasst wurde. In dieser Folge planen die „Family Guy“-Macher eben den Propheten Mohammed abzubilden, was zu Panikreaktionen unter der Bevölkerung South Parks führt. Ironischerweise wurde auch für diese Folge ein Bildnis Mohammeds von Comedy Central zensiert.
In einem Interview mit der Huffington Post äußerte sich Matt Stone zur damaligen Vorab-Zensur wie folgt:
„I think Comedy Central totally fucking pussed out. Now, they weren’t any different than anyone else, so it’s not like you can single them out. But I think it would’ve been an important statement for one media outlet in America to stand up. That was one of my most disappointing moments as an American – the American press’s reaction to the Muhammad cartoons. It was completely wimpy. Cartoonists, people who do satire – we’re not in the army, we’re never going to be fucking drafted and this is our time to stand up and do the right thing. And to watch the New York Times, Comedy Central, everybody just go ‚No, we’re not going to do it because basically we’re afraid of getting bombed‘ sucked. I was so disappointed.“
Noch absurder wird die ganze Geschichte, wenn man sich vor Augen führt, dass seit Jahren eine Folge von „South Park“ ausgestrahlt wird, in der, der Prohpet Mohammed namentlich genannt wird und klar erkennbar gezeichnet ist. Hier ist er Teil von Jesus’ Liga der superbesten Freunden – zusammen mit Buddha, Joseph Smith, Seaman und anderen religiösen Führer.
Diese Folge der fünften Staffel mit den Titel „Super Best Friends“ (dt.: „Die Liga der Super Besten Freunde“) wird sowohl in Deutschland auf MTV und Comedy Central, als auch in den USA und auf dem frei zugänglichen Internetportal der Serie unzensiert gezeigt. Des Weiteren taucht Mohammed als einer von vielen Charakteren seit Jahren in der Titelsequenz der Serie auf. Ebenso wie Jesus Christus, Buddha – und natürlich Seaman.
Ob die Folge – zumindest auditiv – unzensiert veröffentlicht wird, im Netz oder auf DVD, bleibt abzuwarten. Über weitere Entwicklungen werden wir berichten.
‐ Markus Haage