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Das Terminator-Dilemma: Die ewige Rückkehr in die Vergangenheit

verfasst am 17.April 2021 von Markus Haage

Mit der Ankündigung von Netflix eine neue Terminator-Serie als Anime zu produzieren, unternimmt man innerhalb von 37 Jahren den nunmehr siebten Versuch, die Reihe auf unterschiedlichen Medien fortzuführen. Man kann derzeit nur mutmaßen, wie die Serie ausgerichtet sein wird, aber es wäre wohl ratsam keine erneute Rückkehr in die Vergangenheit vorzunehmen. Eine Vergangenheit, von der sich das Franchise nicht trennen will, obwohl dies inhaltlich eigentlich bereits der zweite Teil anno 1991 vorgab.

Mit „Terminator“ („The Terminator“, 1984) erschuf James Cameron nicht nur einen Kultklassiker des Phantastischen Kinos, sondern katapultierte Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger auch endgültig in die A-Riege Hollywoods. Die Geschichte war nicht gänzlich neu, wurde wohl von den TV-Episoden „Demon with a Glass Hand“ sowie „Soldier“ aus der Anthologie-Serie „The Outer Limits“ (1963–1965) inspiriert, allerdings konnte Cameron durch seine visionäre Inszenierung ein eigenständiges Werk erschaffen, welches auch fast vier Jahrzehnte nach Veröffentlichung kaum etwas von seiner Kraft verloren hat. Merchandise zum Film wird immer noch produziert und konsumiert und derzeit arbeitet der Rechteinhaber Skydance an einer weiteren Fortsetzung als Anime-Serie für den Streamingdienst Netflix. Hierfür konnte als Produktionspartner das japanische Animationsstudio Production IG gewonnen werden, die sich maßgeblich für die populäre Reihe „Ghost in the Shell“ („Kōkaku Kidōtai“) verantwortlich zeichnen.

Arnold Schwarzenegger als Terminator T-800.
(© Studiocanal GmbH)

Über fast vierzig Jahre versuchte man mit unzähligen Neuinterpretationen das lukrative Terminator-Franchise am Leben zu halten. Wirklich gelungen ist dies nur James Cameron selber. Mit der Fortsetzung „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ („Terminator 2: Judgement Day“, 1991) schuf er den damals nicht nur teuersten Film aller Zeiten (nicht inflationsbereinigt), sondern auch einen Sommer-Blockbuster, wie ihn Hollywood seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Die Figur des Terminators entwickelte sich zu einer Ikone, die Darsteller Schwarzenegger sogar bei seinen politischen Ambitionen half. Als er sich 2003 um das Amt des kalifornischen Gouverneurs bewarb, zitierte er nicht nur reichhaltig seine Filmfigur, sondern sein politischer Gegner kritisierte das allgegenwärtige Marketing zum nunmehr dritten Terminator-Film, „Terminator 3: Rebellion der Maschinen“ („Terminator 3: Rise of the Machines“, 2003), in dem Schwarzenegger abermals die Hauptrolle als Killermaschine übernahm und somit natürlich im Mittelpunkt der Promotion stand. Teil 4, „Terminator: Die Erlösung“ („Terminator: Salvation“, 2009), musste weitestgehend ohne Schwarzenegger auskommen, auch wenn ein junger CGI-Cameo kurz auftauchte, während der fünfte Film, „Terminator: Genisys“ (2015), sowie der sechste Teil, „Terminator: Dark Fate“ (2019), abermals vollends auf Schwarzenegger als Zugpferd der Reihe setzte. Beide Filme ignorieren ihre Ereignisse und besitzen in gewisser Weise die Funktion eines Reboots. Alle Fortsetzungen, so gegensätzlich sie teilweise auch waren, hatten eines gemeinsam: Sie versuchten die Handlung der ersten beiden Filme im besten Fall mit Schwarzenegger im Fokus fortzuführen, und dies, obwohl die eigentliche Geschichte schon längst auserzählt war.

Alle möglichen Zeitlinien des Terminator-Universums basierend auf den Filmproduktionen. Alle Terminator- Filme und Serien vor „Dark Fate“.
(Collage: Neon-ombie.net, © MGM, Studiocanal GmbH, Warner Bros., Paramount Pictures, Fox TV)

Zwischenzeitlich versuchte man sich auch an einer TV-Serie, die allerdings nur zwei Staffeln überlebte, und – oft vergessen – mehreren Comicreihen, von denen zumindest die allererste Reihe für Fans interessant sein dürfte, da diese lediglich auf Teil 1 basierte. Man wollte somit über Jahrzehnte mit unterschiedlichen Medien die Handlung fortführen und erschuf hierbei zahlreiche Timelines, die sich teils arg widersprachen und oftmals immer wieder in die Vergangenheit zurückfielen.

Die drei Comic-Serien von NOW, die bis in das Jahre 2041 reichen.
(© NOW-Comics)

„Terminator“ stellte einen perfekten Loop dar. Eine Fortsetzung war – insbesondere mit Hinblick auf eine bestimmte Deleted Scene – nicht vonnöten. Inhaltlich auch schwer zu erklären, es sei denn man bediente sich einer progressiven Timeline. Heißt: Mit jedem Zeitsprung wird die Zeitlinie verändert. Der Tag der Abrechnung wäre demnach nie aufzuhalten gewesen. Er ist das unaufhaltbare Schicksal der Menschheit und passt sich der technologischen und zivilisatorischen Entwicklung der Menschheit an. Demnach gab es schon einen Judgement Day bevor John Connor der Anführer der menschlichen Résistance wurde und seine eigene Existenz sicherte, indem er seinen Vater Kyle Reese (Michael Biehn) in die Vergangenheit schickte. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Handlung logisch fortzuführen. Im Grunde bediente schon Cameron diese Logik in seiner eigenen Fortsetzung, in der die Charaktere sich am Ende darüber gewiss sind, den Untergang abgewendet zu haben („There’s no fate but what we make for ourselves.“). Aber dies ist natürlich nicht zwingend die Vorstellung, die viele Fans vom Franchise haben. Sie wollen oftmals die Wiederholung des bereits erlebten. Höhepunkt war hierbei sicherlich „Terminator: Genisys“, der in der ersten Hälfte des Films einen Remix des Originals darstellte, um in der zweiten Hälfte eine gänzlich neue Geschichte zu erzählen. Aber immer, wenn das Terminator-Franchise versuchte sich von den übermächtigen Ikonen, die Cameron erschuf, zu lösen, wurde dies abgelehnt, kritisiert oder floppte. Vielleicht auch, weil als Fundament für eine Neuinterpretation immer wieder dieselbe Geschichte erzählt werden musste, auch wenn man versuchte sie upzudaten. Ein absolutes Dilemma. Ohne die Ikonen der Vergangenheit scheint das Terminator-Franchise kaum vorstellbar, mit ihnen kann dieses aber nur wenig wachsen und neue Generationen begeistern. Es zeigt auch auf, wie kulturell bedeutungsvoll, einflussreich und prägend der Originalfilm und dessen erste Fortsetzung gewesen ist.

Man kann nur mutmaßen, inwiefern die Anime-Serie die Geschichte nun weitererzählen wird. Aber will das Franchise relevant bleiben, so muss es sich früher oder später von der Vergangenheit trennen. Es ergibt kaum noch einen Sinn, dass im Jahre 2021 klobige Killer-Maschinen, die allesamt nach dem Ebenbild eines österreichischen Bodybuilders erschaffen wurden, in die Zeit zurückreisen. Die Technik ist einfach zu weit fortgeschritten. Mit dem T-1000 (Robert Patrick), T-X (Kristinna Loken), T-3000 (Jason Clarke) oder dem Rev-9 (Gabriel Luna) zollte man diesem bereits Tribut. Auch ergab es durchaus Sinn, dass SkyNet im fünften Teil durch Genisys, einer künstlichen Intelligenz in Form einer App, ersetzt wurde. Nur sind dies eben nicht die kühlen, brutalen Maschinen, die den Tag der Abrechnung im Original hervorriefen. „Terminator“ war eben ein Kind seiner Zeit, in der die größte Bedrohung für die menschliche Zivilisation in einer brachialen Waffe, der Atombombe, bestand. Aber aus den brutalen Kampfpanzern sind nun elegante Drohnen geworden. Ein Killer-Virus könnte die Menschheit effizienter auslöschen als ein Atomkrieg. Eine moderne Variante der Terminator-Thematik ebenso eindrucksvoll umzusetzen, wie es einst Cameron tat, stellt somit die große Herausforderung dar, insofern man dies überhaupt tun möchte. Man kann (oder will) nicht ohne die Ikonen der Vergangenheit das Franchise weiter bedienen, müsste es aber tun, um es für eine neue Generation relevant zu halten.

Vielleicht hilft tatsächlich nur noch eine radikale neue Vision, so wie man sie mit John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ („The Thing“, 1982) oder David Cronenbergs „Die Fliege“ („The Fly“, 1986) erlebte. Vielleicht ist der T-800 aber auch einfach nur ein Relikt seiner Zeit und sollte demnach auch in dieser belassen werden und bedarf überhaupt keiner Neuinterpretation. Denn was wäre „Terminator“ tatsächlich ohne die brutalen Killermaschinen und die hoffnungslose Zukunft, so wie sie nur in den 1980er-Jahren als Alptraum existieren konnte? Es gibt dann eben vielleicht doch einige Werke, die sich kaum in die Gegenwart verlagern lassen, ohne dass sie ihre Identität und Kraft zu verlieren.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!