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Stunde der Ratte, Die (Kanada, 1989)

verfasst am 24.Juni 2009 von Markus Haage

„Wir wollen den Vorfall nicht an die große Glocke hängen: Alles, was wir haben, ist ein toter Junge ohne Gesicht.“

Ein Film wie eine Massenkarambolage. Egal wie schlimm es wird, man kann seine Augen einfach nicht davon abwenden…

(© RTL 2)
(© Artisan)

In Deutschland trägt diese Massenkarambolage den Titel „Die Stunde der Ratte“. Filmfans von Welt ist der Streifen aber auch unter dem TV-Titel „Angriff der Killerratten“ oder dem Originaltitel „Gnaw – Food of the Gods II“ bekannt. Egal wie man es benennt, es bleibt ein schleimiger Ratten-Trasher, der vor Unglaublichkeiten nur so strotzt. Fast wäre dem Film sogar die Ehre zu Teil geworden, durch unsere „Unglaubliche Liste des filmischen Wahnsinns“ durch das Review geführt zu werden, so wie „Der Teufel tanzt weiter“, doch der zweite Teil der unfreiwilligen „Food of the Gods“-Dilogie (Teil 1 ist der 1970er-Brecher „Die Insel der Ungeheuer“) zieht früh genug den Stecker, bevor der Wahnsinn überhand nimmt. Die beiden Streifen haben übrigens nicht viel miteinander zu tun, außer dass sie tatsächlich beide ungeheuerlich sind.

Dr. Hamilton, Forscher von Weltruhm, wird zu seiner alten Professorin gerufen. Deren junger Patient *Name vergessen* litt an Wachstumsproblemen, woraufhin sie ihm ein Mittel spritzte, welches sein Wachstum eben unterstützen sollte. Experimente an Kindern! Sie mögen es für unmoralisch halten, aber die Wissenschaft hat nun einmal ihren Preis. Der Preis beträgt hier zirka 900 Euro für ’ne neue, maßgefertigte Matratze. Also, hat es funktioniert ..? Sagen wir mal so, das Wachstumsproblem ist jetzt gelöst.

(© Starlight Video)
(© Starlight Video)

Interessant ist auch, dass der Schlafanzug mitgewachsen ist…

Hamilton ist sich der schwierigen Lage bewusst und nimmt etwas von dem Wachstums-Mittel mit sich ins Labor. Dort wird munter herum experimentiert – vorerst an Tomaten – dann (eher unfreiwillig) an Ratten, die nach kurzer Zeit zu Drei-Zentner-Monstren mutieren („Es ist so, als wollte jemand einen Martini mixen, und es kommt LSD heraus!“). Von den Tierversuchen kriegen Tierschützer in Karottenjeans mit und stürmen die ganze Bude. Ergebnis: Alle Ratten werden freigelassen (Uff…) und gehen nun am nahelegenden Uni-Campus auf Menschenjagd. Gut, dass der Campus laut dem Hausmeister über ein sieben Kilometer großes Heizungsgewölbe verfügt. Damit weiß der Zuschauer, was ihn in den restlichen Minuten erwartet: Wackelige Kamerafahrten durch staubige Heizungskeller.

(© Starlight Video)
(© Starlight Video)

Während die Polizei und die zwielichtige Uni-Leitung nicht an die Riesenratten glaubt („Wir wollen den Vorfall nicht an die große Glocke hängen: Alles, was wir haben, ist ein toter Junge ohne Gesicht.“), muss Hamilton die Sache alleine erledigen. Doch auch eine Ein-Mann-Armee kann der Lage nicht Herr werden und bei der Eröffnung eines neuen Uni-Schwimmbads werden gleich haufenweise Wasser-Tänzerinnen gegeekt (für die Darbietung haben sie es auch verdient).

(© Starlight Video)
(© Starlight Video)

Nu’ ist die Katze aus dem Sack – oder die Ratte aus’m Wasser – und totale Panik bricht aus!

(© Starlight Video, Neon-Zombie.net)

Was aussieht wie eine schnodderige Bildmontage (Image Pro 0.87), ist in Wirklichkeit ein wahrhaftiger Filmausschnitt, der dem Zuschauer die Magie des Green Screens vermittelt. Passt auf, wird noch geiler. Wie etwa die Magie der Angelschnur (rechts oben der Effektmeister, der das arme Viech durch das Miniaturbecken ziehen muss – wird dann rückwärts abgespielt)…

(© Starlight Video)

…oder die Magie des schmelzenden Gesichtskäses, der alten Männern in die Schnute durch Spritzen unter die Gummimaske gepumpt wird (links unten).

(© Starlight Video)

Angelschnur? Gesichtskäse? Alte Männer? Nein, nicht die Zutaten eines ollen Schunkelfilms, sondern „Die Stunde der Ratte“, denn dieser entfaltet seinen wahren Trash-Zauber nicht durch eine konstante 91-minütige Darbietung, sondern viel mehr in kleinen Tidbits die wahl- (und ziemlich sinn-)los in den Film eingestreut werden. Seien es wilde Sexträume…

(© Starlight Video)

…oder schmelzende Wissenschaftler.

(© Starlight Video)
(© Starlight Video)

Die Handlung, die zu solchen Szenen führt, ist eigentlich vollkommen nebensächlich. Und das wissen auch die Schauspieler, die sich zu zitteriger Synthie-Mucke von Szene zu Szene fürchten. Wovor sie sich am meisten fürchten – den menschenfressenden Riesen-Ratten oder einfach nur der nächsten Drehbuchseite – konnte nicht festgestellt werden.

Auf eine ausführliche Analyse wird aus gegebenem Anlass verzichtet.

Fatality:
Gehört mit Klischee-Knallern wie „Creep Zone“ oder „Alien Predators“ zur Vervollständigung in jede Sammlung. Mindestens drei Köppe, besoffen vier. Ach, was soll der Geiz? Machen wir vier draus. Allein der Sexszene wegen.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2274 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!