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Fantasy Filmfest White Nights, Köln (Januar 2018)

verfasst am 25.Januar 2018 von Markus Haage

(© Neon-Zombie.net)

Endzeit, viktorianisxher Horror, spanischer Neo-Western, franko-kanadischer Zombie-Arthouse, klassische Gruselmär, ein Revival der Universal Monster Movies, dies alles (und noch viel mehr) boten die Fantasy Filmfest White Nights 2018 in Köln. Wir waren in Köln dabei … und sehr begeistert.

(© Rosebud Entertainment)

Alljährlich pilgern Tausende von Filmfans in die heiligen Hallen des Fantasy Filmfests. Die deutsche Fan-Community des Phantastischen Films wäre ohne dieses Festivals gar nicht mehr vorstellbar. Es ist Kult, es Kultur. Ein Besuch des Fantasy Filmfests sollte jeder Filmfan wenigstens einmal in seinem Leben gemacht haben. Doch dies gestaltet sich im realen Arbeits- und Familienleben mitunter schwierig. Denn das große Hauptfestival umfasst gerne einmal einhundert Filme, die über einen Zeitraum von zwei Wochen in unterschiedlichen deutschen Städte gezeigt werden (wobei das Programm in jeder Stadt natürlich identisch ist). Doch das Festival schaffte Abhilfe! Bereits seit 2003 gibt es die Fantasy Filmfest Nights (anfangs noch unter dem Namen „Die Nacht der 1000 Schreie“), an dem an einem Wochenende zwischen acht und zehn Genrefilme gezeigt wurden. Da das Hauptfestival immer im Herbst stattfand, bot sich hierfür natürlich als kleines Gegenstück der Frühling an. Aber was ist mit dem Winter? Auch an diesen wurde gedacht, so dass 2015 die Fantasy Filmfest White Nights ins Leben gerufen wurden. Das Konzept der Nights wurde übernommen, nur dass diese im entspannten Januar stattfinden. Eine gute Wahl, ist der Januar nach den ganzen Festivitäten doch dafür bekannt, generell ein flauer Monat zu sein.

Für die White Nights Ende Januar 2018 entschied man sich für Köln, Hamburg, Berlin, München, Nürnberg, Stuttgart und Frankfurt als Spielstätten. Meine Entscheidung fiel auf Köln. In Köln wählte man als Veranstaltungsort das Residenz aus, eigentlich ein eher gehobenes Kino, welches Anstatt Popcorn und Cola Speisekarten mit Käsetellern und Wein auslegt. So habe ich mir auch sagen lassen, dass der Flaschenhalter an den Sitzen eben kein Flaschenhalter, sondern ein Weinbegleiter ist. Dennoch ein durchweg sympathisches Kino mit unheimlich gemütlichen Sitzen und einer beeindruckenden Projektion, welches ich hier auch grundlegend empfehlen möchte. Ob der generelle Eintrittspreis im direkten Vergleich zu anderen Kölner Kinos gerechtfertigt ist, kann ich nicht beurteilen und wäre für das Festival auch unerheblich. Die Festivaldauerkarte kostete 75 Euro für zehn Filme, was ich fast schon als zu niedrig empfinde.

Das Residenz-Kino in Köln.
(© Neon-Zombie.net)

Nach kurzen Einleitungen eines Ansagers, die ihren ganz eigenen Charme hatten, startete man sogleich mit dem ersten Film, einem spanisch-französischen Neo-Western. Die Pausen zwischen den Filmen waren ausreichend und wenn man mit befreundeten Besuchern vor Ort ist, konnte man diese auch unterhaltsam verbringen. Dies trägt natürlich unheimlich zur Atmosphäre des Festivals bei. Als Einzelkämpfer ist es halt immer etwas einsam. Amüsiert war ich über den lockeren Umgang des Kinopersonals mit den mitgebrachten Speisen und Getränken. es gehört wohl für die Dauerkarten-Besitzer dazu, dass man ihnen ihre Bierdosen nicht abnimmt.

Die Fantasy Filmfest White Nights im Herzen von Köln stellten für mich eine kleine Offenbarung dar. Selten zuvor habe ich mich so gut unterhalten gefühlt. Ob Stadt, Besucher, Filme, Atmosphäre, es hat einfach alles gepasst. Dementsprechend kann ich das Event – zumindest in Köln – jedem Genrefan nur wärmstens an Herz legen. Es stellt eine angenehme Abwechselung dar. Insbesondere wenn man mit Freunden vor Ort ist.

Als Abschluss nur ein kleiner Überblick über die gezeigten Filme:

„Hostile“: Französischer Endzeit-Horror mit überraschend dramatischer Background-Story. Fantastischer Soundtrack, tolles Storytelling mit einem kompakten Setting und einem irritierenden Ende bei dem das halbe Kino ungläubig gelacht hat. In den letzten zwei Minuten fährt der Film voll gegen die Wand. Schade, sehr schade. Eigentlich großartig. Bis auf das Ende.

„Ghost Stories“: Grandiose Umsetzung des Theaterstücks „Ghost Stories“. Ein absichtlich verschachtelter Film, der sich erst ganz zum Schluss offenbart, getragen von brillanten schauspielerischen Leistungen! Unbedingt im Originalton schauen!

„The Endless“: Tolle Idee teils unnötig kompliziert und mit zu wenig Budget umgesetzt.

„The Little Hours“: Erster Tiefpunkt für mich. Hysterische Low-Budget-Comedy im Mittelalter. Das Kino hat gelacht, bei mir hat kein Gag gezündet.

„The Shape of Water“: Guillermo del Toros „The Shape of Water“ ist brillant. Von dem Film wird man noch in Jahren sprechen. Ein nostalgisches Liebes-Drama mit Monstren (natürliche und übernatürliche).Ich bin hin und weg. Die Tage folgt mehr. Muss ich sacken lassen.

„You were never really here“: Auch „You were never really here“ lief auf dem Festival, hier unter dem deutschen Titel „A beautiful day“. Ein interessanter, anstregender Rache-Thriller, mit einem grandiosen Joaquin Phoenix in der Hauptrolle, der für sein intensives Spiel bei den Filmfestspielen in Cannes sogar den Darsteller-Preis gewann. Trotz aller verdienten Lobeshymnen muss man allerdings auch anerkennen, dass der Film zwar inszenatorisch aber eben inhaltlich nicht viel Neues bietet. Es ist die klassische Storyline um einen vernarbten und gebrochenen Lone Wolf, der in der Rettung eines kleinen Mädchen eine Art persönliche Erlösung findet. Nur ist diese sehr bekannte Storyline in seiner Darstellung weitaus ehrlicher und intensiver.

„The Lodgers“: Irischer Gruselfilm. Inszest, Sümpfe, feuchte Keller. Kompetent inszeniert, fast schon zu kompetent. Es gibt inszenatorisch kaum etwas zu bemängeln. Kamera, Schnitt, Musik, Ausstattung, Schauspiel, alles passt. So sehr, dass es fast schon zu glatt ist. Man nimmt nicht viel mit vom Film. Er fängt an, er unterhält, er endet. So sehr ich beim Ende von „Hostile“ kichern musste, so sehr muss ich im Nachhinein dann doch feststellen, dass man hier wenigstens etwas wagte. „The Lodgers“ hingegen geht keinerlei Risiken ein. Man kann irgendwie nichts bemängeln, aber sich auch für nicht viel begeistern. Einer der Filme, bei denen man sich dann in 2, 3 Jahren fragt, ob man ihn schon gesehen hat…

„Les Affames“: Zweiter Totalausfall. „Les Affames“, franko-kanadischer Zombiefilm. Blut, Endzeit, Arthouse. Stühle, Papageien. Kunsthochschüler müssen begeistert sein (sonst fällt man durch die Prüfung), ich habe wirklich gegen den Schlaf gekämpft. Nie wieder. Post-Credits-Szene: Ein roter Papagei sitzt auf einem Berg aus Stühlen.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!