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„Avatar: The Way of Water“ (USA, 2022)

verfasst am 13.Dezember 2022 von Markus Haage

(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Nach dreizehn Jahren kehrt James Cameron in seine 3D-Wunderwelt Pandora zurück, um mit „Avatar: The Way of Water“ nicht nur neue technologische Revolutionen zu zelebrieren, sondern ein Sci-Fi-Epos zu präsentieren, welches bei Erfolg sein gesamtes Schaffen definieren wird.

Offizielle Synopsis: „Avatar: The Way of Water“ spielt mehr als ein Jahrzehnt nach den Ereignissen des ersten Films und erzählt die spannende Geschichte der Familie Sully (Jake, Neytiri und ihre Kinder): von dem Ärger, der sie verfolgt und was sie auf sich nehmen, um einander zu beschützen; sowie die dramatischen Erlebnisse und die Kämpfe, die sie führen, um zu überleben.

Es gibt sie, die wenigen Filme, die eine ganze Ära definiert haben; und oftmals entstammen sie dem Phantastischen Kino: „2001: Odyssee im Weltraum“ („2001: A Space Odyssey“, 1968), „Der weiße Hai“ („Jaws“, 1975), „Krieg der Sterne“ („Star Wars“, 1977), „Die Matrix“ („The Matrix“, 1999) oder eben auch „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ („Avatar“, 2009). Als James Camerons Sci-Fi-Epos im Dezember 2009 in die Kinos kam, befand sich die Welt (und vor allem die USA) in einer tiefen Wirtschaftskrise. Der Crash der Multimilliarden-Bank Lehman Brothers drohte die gesamte Wirtschaft in den Abgrund zu reißen; die Auswirkungen waren verheerend. Nur in den USA verloren über neun Millionen Amerikaner ihr Eigenheim und rund 45 Millionen Amerikaner stürzten in die Armut. Es mag sich leider zynisch lesen, aber vielleicht trug dies zum phänomenalen Erfolg von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ bei. Die Bevölkerung sehnte sich danach, der tristen Realität zu entfliehen und James Cameron lud dazu regelrecht ein. So eröffnete der Film mit einer dystopisch anmutenden Zukunft, die die Gegenwart auf ihre Weise überhöht widerspiegelte. Der Ex-Soldat Jake Sully (Sam Worthington) wird eingeführt, der nach einem Kriegseinsatz als Krüppel in einer Sozialbehausung desillusioniert vor sich hin vegetiert. Nur der Tod seines genetisch-gleichen Zwillingsbruders ermöglicht es ihm, diesem Leben nach Pandora zu entfliehen. In eine außerirdische Welt, die wie ein Traum anmutet.

Es war einmal auf Pandora …

In der Präsentation der Welt von Pandora zog James Cameron sämtliche technische Register. Das damals fotorealistisch wirkende CGI wurde durch die 3D-Technik auf eine völlig neue Ebene gehoben. Der Zuschauer entfloh tatsächlich der Realität und tauchte in die farbenfrohe Welt von Pandora ein. Eine Welt voller extraterrestrischer Naturwunder. Viele Filme behaupten von sich, dass man „so etwas noch nie gesehen hätte“, bei „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ stimmte dies aber tatsächlich. Cameron hatte sich selbst übertroffen, zumindest aus technischer Sicht, und begeisterte Millionen von Menschen weltweit wieder für das Kino. Gedankt wurde es ihm und seinem Team nicht nur mit drei Oscars®, sondern auch mit einem globalen Box-Office von unfassbaren 2,7 Milliarden US-Dollar (inflationsbereinigt 2022: rund 3,74 Milliarden US-Dollar). „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ war mehr als nur ein Film. Es war ein Erlebnis, ein Phänomen und eine Zäsur zugleich, die den Zeitgeist traf. Von da an versuchten zahlreiche Studios ihre Filme mit dem 3D-Erlebnis aufzuwerten. Die meisten scheiterten.

Jake Sully (Sam Worthington) in „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009), bevor er endgültig mit seinem Avatar verschmilzt und ein Na’vi wird.
(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Aus dem einstigen Hype, der sogar Werke wie Tim Burtons „Alice im Wunderland“ („Alice in Wonderland“, 2010) beim Box Office über die eine Milliarde-Dollar-Grenze hievte, wurde schnell eine Norm; für manch einen Kinogänger sogar ein Ärgernis. Der Trend ist vorüber, 3D-Fernseher werden nicht mal mehr produziert. Dies lag sicherlich auch daran, dass zahlreiche 2D-Filme hastig nachträglich konvertiert wurden; wohl auch, um einen höheren Ticketpreis einzufahren. Hierunter fielen kurioserweise nicht nur aktuelle Produktionen wie „Kampf der Titanen“ („Clash of the Titans“, 2010), sondern gar Horrorklassiker wie George A. Romeros „Zombie“ („Dawn of the Dead“, 1978). Aber kein Film kam auch nur annähernd an die Qualität von „Avatar“ heran. Rückblickend betrachtet, sagte selbst Cameron recht selbstbewusst, dass nur Ridley Scotts „Prometheus“ (2011), Martin Scorseses „Hugo Cabret“ („Hugo“, 2011) und Ang Lees „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ („Life of Pi“, 2012) als würdige 3D-Filme zu bezeichnen seien. Ob man diese Meinung teilt, sei einmal dahingestellt, es zeigt aber dennoch auf, wie sehr Cameron dieses Format am Herzen liegt und dass er es eben nicht als reines Gimmick versteht, sondern als eine echte Erweiterung seiner filmischen Realitäten. Doch bei aller technischen Bravour muss natürlich auch eine packende Geschichte erzählt werden und dies war stets einer der Hauptkritikpunkte an „Avatar – Aufbruch nach Pandora“.

Die Handlung war simpel gestrickt, vielleicht auch nicht ganz neu – Vergleiche mit Kevin Costners Western-Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ („Dances with Wolves“, 1990), dem Geschichtsmythos Pocahontas oder gar dem Zeichentrickfilm „FernGully – Christa und Zaks Abenteuer im Regenwald“ („FernGully: The Last Rainforest“, 1992) wurden oft gezogen –, aber wohl genau deswegen für so viele Zuschauergruppen aller Altersklassen und Kulturkreise nachvollziehbar. Es war der ewige Kampf Gut gegen Böse, Technik gegen Natur, vermeintliche Zivilisation gegen vermeintliche Primitivität, aber verpackt als stets voran preschender Sci-Fi-Actioner mit atemberaubenden Visuals, der in jeder der drei offiziellen Fassungen (Kinoversion, Special Edition, Extended Cut) perfekt getimed war. 2009 musste Cameron sich – trotz seiner vorherigen Erfolge – noch beweisen. Zumindest bei einem solchen Projekt. Seine Idee war extravagant, die Umsetzung genauso. Jeder Shot kostete Unmengen an Geld, jeder Dialog, jeder Handlungsstrang, jeder Charakter musste vorab chirurgisch kalkuliert werden, um dieses große Experiment „Avatar“ in der bestmöglichen Qualität zu realisieren. Kineastische Präzisionsarbeit. Es funktionierte bekanntlich und schon wenige Tage nach dem Kinostart wurden Fortsetzungen diskutiert. Gemessen am sich abzeichnedem Erfolg nicht verwunderlich. Aber kann man ein Phänomen neu inszenieren? Man muss, denn „Failure is not an option“. Nach dreizehn Jahren Entwicklung erscheint nun die erste offizielle Fortsetzung unter dem Titel „Avatar: The Way of Water“. Ein Werk, welches dazu verdammt ist, nicht nur erfolgreich, sondern abermals technisch wegweisend zu sein. Der Zuschauer erwartet es; zu eng war die Identität des Originals mit einer technischen Revolution verknüpft. Selbst das Marketing-Team ist sich dessen bewusst, und geht gar keine Risiken mehr ein, obwohl das Risiko letztlich der Erfolg des Originals war.

Die Teaser-Poster zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) und „Avatar: The Way of Water“ (2022).
(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Cameron selber sagte, dass die erste Fortsetzung mindestens zwei Milliarden US-Dollar einspielen müsste, um in der Gewinnzone zu landen, aber jenseits des rein kommerziellen Aspekts, muss der Film nach nun mehr dreizehn Jahren die Zuschauer nicht nur wieder für die Welt Pandoras begeistern, sondern auch ein Fundament für eine geplante Filmreihe aufbauen. „Avatar: The Way of Water“ kann nicht einfach nur eine Fortsetzung sein. Der Film muss mehr sein. Mehr von allem. Teil 3 ist bereits abgedreht, ein Drittel von Teil 4 ebenfalls, der fünfte Film bereits geschrieben und ein sechstes als auch siebtes Kapitel angedacht. Wir befinden uns im Zeitalter der Franchises und der erfolgreichste Film aller Zeiten (nicht inflationsbereinigt) kann (oder darf) kein einmaliger Hit bleiben. Schon gar nicht, wenn James Cameron, Autorenfilmer der meisterhaften Sequels „Aliens – Die Rückkehr“ („Aliens“, 1986) und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ („Terminator 2: Judgement Day“, 1991), dreizehn Jahre und Hunderte von Millionen von US-Dollar investiert hat. Die vermeintliche Marke erscheint zu wertvoll – besitzt gar bereits einen eigenen Themenpark! –, auch wenn „Avatar“ streng genommen keinen nennenswerten kulturellen Einschlag hinterlassen hat („Avatar Guy“ mag widersprechen …). Der Film wird kaum zitiert, auch nicht kopiert; es existiert kein Merchandise, ebenso keine Ableger oder eine lautstarke Fanbase. Sicherlich will man dieses nun drastisch ändern, erkennt aber schon in der Bewerbung der ersten Fortsetzung an, dass es der erste Teil als Gesamtpaket war, das den Film zu einem Erfolg machte. Ein Phänomen, welches man jetzt (vor allem durch die Tricktechnik) wiederbeleben will.

Die Hauptmotive zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) und „Avatar: The Way of Water“ (2022).
(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Rückkehr in eine fremde, bekannte Welt

„Avatar: The Way of Water“ besitzt strukturell mehr Ähnlichkeiten mit „Die Mumie kehrt zurück“ („The Mummy returns“, 2002) als mit „Das Imperium schlägt zurück“ („The Empire strikes back“, 1980) oder „Der Pate – Teil II“ („The Godfather Part II“, 1974). Natürlich sind dies die großen Sequels der Filmgeschichte, die man stets wie ein Totschlagargument präsentieren kann, allerdings sollte die Welt von Pandora den Anspruch gehabt haben, sich daran zu orientieren, wenn man dies überhaupt jemals beabsichtigt hätte. Die großen unterliegenden Konflikte des ersten Films werden nicht weiter ausgebaut, manchmal gar oberflächlich ersetzt, oftmals schlicht liegengelassen. Die Handlung wird an einem Punkt X neu ausgerichtet, um den bekannten großen Konflikt einfach neu zu erzählen. „Avatar: The Way of Water“ wirkt zuweilen wird der Versuch eines Reboots, der den Originalfilm zu einer Art Prolog degradiert, was eine echte Bewertung letztlich erschwert. Wenn bis zu fünf weitere Filme geplant sind, dann kann der vorliegende zweite Teil allerhöchstens einen Bruchteil der eigentlich noch kommenden Geschichte erzählen, die zur Abwechslung auf einem neuen Fundament errichtet wird. Dies irritiert, denn als echte Fortsetzung hätte das Werk unter der Maxime „Erst die Inhalte, dann die Schauwerte“ produziert werden müssen.

Dem Kinogänger wird ein Revival der Wunderwelten Pandoras vor einem neuen Setting präsentiert. Vom Dschungel geht es nun an einen Strand. Damit gibt der Film bewusst die spannendsten inhaltlichen Entwicklungen nach rund 45 Minuten auf. Es ist das erste Drittel des Films, das sich wie eine konsequente Cameron’sche Fortsetzung anfühlt und die interessantesten Konflikte etabliert. Hauptdarsteller Sam Worthington sagte, dass ein Drehbuch zu „Avatar 1.5“ existieren würde, welches er gerne verfilmt hätte, aber jetzt letztlich nur noch eine Art von Hintergrundgeschichte darstellt. Dreizehn Jahre sind seit Teil 1 vergangen. Cameron versucht diese zeitliche Diskrepanz einzufangen, indem er das erste Drittel für sämtliche Evolutionen investiert, um dann allerdings eine Art Reboot vorzunehmen. Ein neuer Stamm wird eingeführt, der durch anatomische Besonderheiten durchaus als eine neue Na’Vi-Spezies bezeichnet werden kann. Konflikte nach dem „Clash of cultures“-Prinzip, die im Kern bereits im ersten Teil behandelt wurden, werden für jüngere Charaktere (und damit wohl auch einem jungen Publikum) aufgewärmt. Diesmal sind die Kinder von Jake und Neytiri, genetisch Mensch/Na’Vi-Hybriden, die „Fish(es) out of water“ (*no pun intended), die sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden müssen. Eine Umgebung für die sie nicht gemacht sind. Die grundlegenden dramaturgischen Dynamiken sind damit bekannt. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Überraschungen mehr.

Neue Na’Vi, alte Probleme.
(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Als Zuschauer beschleicht einen das Gefühl, dass dieser erzwungene Umzug letzten Endes nur dazu dient, Camerons wahrer Passion Tribut zu zollen: dem Meer. Er zeigt kaum Interesse daran, die etablierte Welt des ersten Teils als Handlungsort zu verfestigen, sondern möchte dieser bei erster Gelegenheit entfliehen. Vielleicht sehen wir in „Avatar: The Way of Water“ auch das Pandora, welches Cameron eigentlich immer zelebrieren wollte, es allerdings anno 2009 noch nicht konnte; das offene Ende deutet es auch an, dass man dieses Setting auch überhaupt nicht mehr verlassen will. Die maritime Welt Pandoras soll der neue Hauptschauplatz bleiben. Es passt thematisch zu Cameron, aber kann nur durch einen inhaltlich uneleganten oder aufgezwungenen Bruch vorgenommen werden. Demzufolge findet auch keine echte Weiterentwicklung statt, alles muss neu eingeführt werden, obwohl es letztlich gleich ist. Aus dem Dschungel wird ein Strand, die Rolle der Omaticaya übernehmen die Metkayina, der Baum der Seelen ist nun ein Korallenriff, die Riesenflugechse Toruk ein ausgestoßener Wal, und Unobtainium, der McGuffin des ersten Teils, nun Walschnodder. „Avatar: The Way of Water“ geht leider nur im Detail narrative Risiken ein, entwirft zwar spannende neue Konzepte, nimmt sich dafür aber kaum Zeit. Vielleicht auch, weil schon allein die schiere Masse an Charakteren die Handlung schlicht überwältigt.

Besonders deutlich wird dies bei der Rückkehr von Lt. Miles Quaritch, abermals gespielt von Stephen Lang. Im ersten Teil musste er im finalen Kampf sein Leben lassen. Seine Rückehr bedient keine wirklich phantastischen Elemente, sondern ist konsequent und logisch in die etablierte Welt von Avatar eingebettet. Er ist eine Kopie seines verstorbenen Ichs und leider eben auch nur eine Kopie. Zahlreiche Möglichkeiten echte dramaturgische Konflikte einzubauen, wurden nur angerissen. War Quaritch im Original etwa der schablonenhafte Antagonist, weil die Handlung ihn dafür benötigte, so ist er nun nur noch eine Kopie dieser Schablone, was irritierenderweise inhaltlich zur Figur passt. Ob die Macher sich dessen bewusst waren, sei einmal dahingestellt. Der neue Quaritch ist böse, weil er … böse zu sein hat. Möglichkeiten zu einem weitaus differenzierteren Charakter, vielleicht gar einer Wandlung, sind zwar durch die (familiären) Verknüpfungen zu anderen Figuren vorhanden, werden aber kaum genutzt. Weder werden Identitätskonflikte aufgegriffen, noch charakterliche Reflektionen eingearbeitet. Ähnlich verhält es sich mit Sigourney Weavers Figur Kiri. Beide Charaktere hätten den emotionalen Mittelpunkt des Films darstellen müssen, auch weil sie für die Zukunft der Reihe sicherlich eine bedeutende Rolle einnehmen werden. Nur leider ist das Sequel nicht wirklich an ihnen interessiert oder räumt ihnen trotz einer Lauflänge von 192 Minuten nicht genügend Zeit ein. Das pure Erlebnis Pandora muss wohl alles überstrahlen, auch wenn es bedeutet, die gefühlt zwanzigste Unterwasserrolle zu präsentieren.

Neue Welt, alte Probleme.
(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

„Avatar – Aufbruch nach Pandora“ stellte eine komplexe Welt auf den kleinsten Nenner gebracht dar, um aufgrund des Produktionsumfangs und -risikos inszenatorisch als auch kommerziell das größtmögliche Ergebnis zu erzielen. Die Fortsetzung hätte dies nicht mehr tun müssen und sich vollends den dramaturgischen Stärken des Konzepts widmen können. „Avatar: The Way of Water“ ist ein Film voller großer Ideen, die bis in das Dark-Sci-Fi-Subgenre reichen, aber für den stets luminierenden 3D-Bombast Platz machen müssen. Es finden kaum Weiterentwicklungen statt, nur Variationen bekannter Themen. Möchte das Sequel ein verstecktes Reboot sein? Vielleicht. Die Zukunft und die zahlreich angekündigten Ableger werden es zeigen. Auch, weil es bei Erfolg sicherlich nicht bei der Kinoreihe bleiben wird. Und der Erfolg scheint zumindest laut Analysten einen Tag vor Kinostart gesichert zu sein. Rund zwei Milliarden US-Dollar Box-Office erwartet man. Technisch betrachtet, sei es dem Film und seinen Machern gegönnt. Abermals stecken wir in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Die Menschen sehnen sich erneut nach Eskapismus und „Avatar: The Way of Water“ bietet dies auf spektakuläre Art und Weise. Insbesondere, wenn dieser einen mittlerweile nostalgischen Effekt besitzt. Pandora ist keine rein neue, sondern eine vertraut wirkende „neue Welt“. Vielleicht wäre dann auch genau dies das Geheimrezept für einen möglichen Erfolg, wenn auch inhaltlich letztlich enttäuschend. Denn das Potenzial ist vorhanden, aus der Welt von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ weitaus mehr als nur ein technisch brillantes Showcase-Video für UHD-Fernseher zu machen, wenn man sich traut und die angerissenen Konzepte konsequent weiterführt. Dies müssen dann allerdings abermals die Fortsetzungen beweisen. Wir befinden uns also wieder am Anfang der Reise und dies mag aus ökonomischer Sicht auch Sinn ergeben.

Es kann gut sein, dass die überlange Produktionszeit – ursprünglich sollte das erste Sequel 2014 noch unter dem Banner von 20th Century Fox veröffentlicht werden – den Film zu drastischen Kompromissen und Neu-Etablierungen zwang. Ein Teil der Hauptzielgruppe der Filmwirtschaft – Teenager zwischen zwölf und zwanzig Jahren – war noch nicht einmal geboren, als Teil 1 in die Kinos kam oder hat das Original nie auf der Leinwand erlebt. Sie stellen aus wirtschaftlicher Sicht die Zukunft des Franchises dar. Für sie muss die Geschichte vielleicht neu angesetzt werden. Ob dies gelingen kann, werden die nächsten Wochen zeigen.

Jake (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) müssen ihre Familie schützen.
(© 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

„Avatar: The Way of Water“ ist mehr ein Event als ein Film und möchte in jedem Shot ein Opus magnum sein. Aus technischer Sicht mag dies auch stimmen, dramaturgisch ist es aber leider nur ein Revival etablierter Ideen des ersten Teils vor neuem Setting. Es wird viel gezeigt, aber wenig erzählt. Eine echte inhaltliche Erweiterung der Welt Pandoras findet nicht statt, eher eine Zelebrierung bekannter Konzepte vor neuem Setting. Der Zauber ist nicht vollends verschwunden, er ist bloß zur Norm geworden. Aber vielleicht ist es genau das, was einige Kinogänger jetzt brauchen: Purer Eskapismus in eine fremde, aber gleichzeitig vertraute Welt, die inhaltlich niemanden herausfordert, aber vielleicht deswegen jeden erreichen kann. So absurd es sich nach dreizehn Jahren und Hunderten von Millionen von Dollar lesen mag: der kommende dritte Teil wird vielleicht dann erst die echte Fortsetzung sein, die das volle inhaltliche Potenzial ausschöpft und an die Hochzeiten Camerons mahnt. Es wäre ihm tatsächlich zu wünschen, denn die Avatar-Reihe wird letztlich sein gesamtes Schaffen definieren.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!