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Die Kontroverse um „Ghostbusters 2016“ oder: Wie eine ganze globale Fan-Community bis zum heutigen Tag diffamiert wird …

verfasst am 26.November 2021 von Markus Haage

Trump, Brexit, Ghostbusters: Das Jahr 2016 war von zahlreichen Kontroversen bestimmt, die noch bis zum heutigen Tage nachhallen. Im Falle der Geisterjäger wurde die damalige Neuverfilmung zu einer Art von politischem Akt, gar schon „feministischen Fanal“ verklärt und alle Fans, die es auch nur wagten, dieses zu kritisieren, als Sexisten oder gar Rassisten diffamiert. Dies betraf zeitweise eine ganze globale Fan-Community. Es war letztlich nicht mehr als eine schlechte Ausrede für einen kommerziellen Flop, der ein Milliarden-Merchandise-Franchise starten sollte. Eigentlich verjährt, doch dieses perfide Framing beeinflusst nachweislich die öffentliche Darstellung der Fans und sogar die Kritik zum neuen Film „Ghostbusters: Legacy“ noch heute.

Wir erinnern uns ungern: Im Jahre 2016 versuchte Hollywood den Kult-Klassiker „Ghostbusters – Die Geisterjäger“ („Ghostbusters“, 1984) neu zu verfilmen. Im Zeitalter der Remakes, Reboots, Sequels, Prequels und Spin-Offs eigentlich keine besondere Überraschung. Doch der eigentlich männlich dominierte Cast des Originalfilms sollte vollständig durch Frauen ersetzt werden. Ein „sexistischer Aufschrei“ hallte über Jahre durch das Internet, welcher letztlich die Neuverfilmung in einen Flop verwandelte. Schuld waren einzig und allein die Ghostbusters-Fans, die den Film mit ihren gezielten „sexistischen und teils rassistischen Aktionen und Äußerungen“ kaputt machen wollten. Nun, ja. Diese Version der Vorfälle hatte mit der Realität nicht sonderlich viel zu tun, aber es war zumindest das offizielle Narrativ, die große Story, die von zahlreichen Leitmedien verbreitet wurde. Man sollte meinen, dass über diese Netz-Kuriosität fünfeinhalb Jahre später endlich Gras gewachsen ist. Doch mit dem Start des neuen Ghostbusters-Films, „Ghostbusters: Legacy“ („Ghostbusters: Afterlife“, 2021), scheinen alte Wunden neu aufgerissen wurden zu sein und eine Art von (zumindest gefühlter) „Abrechnung“ mit dem männlich dominierten Fandom findet statt.

Überschrift des Reviews des britischen „Guardians“.
(© The Guardian)

Natürlich wäre es billig zu behaupten, dass sämtliche negativen Bewertungen zum aktuellen Film lediglich auf die Kontroverse von 2016 zurückzuführen sind. Es existieren selbstredend zahlreiche nachvollziehbare und sachliche Negativ-Kritiken (als Beispiele seien hier die Reviews von „Die Filmanalyse“ oder auch „Red Letter Media“ genannt). Niemand muss den Film mögen und es gibt sicherlich gute Gründe das neue Werk zu kritisieren. Auffällig ist aber dennoch, dass zahlreiche negative Kritiken in ihrer Begründung stets die angeblich sexistischen und rassistischen Fans als auch die Kontroverse von 2016 überhaupt ansprechen. Bei der Bewertung des neuen Films sollte dies allerdings gar keine Rolle spielen. Tut es aber nachweislich. Ist es die Mehrheit der negativen Reviews? Wohl eher nicht, aber es scheint eine signifikante Minderheit zu sein – zumindest so signifikant, dass dies schon anderen Publikationen aufgefallen ist –, die letztlich natürlich Einfluss hat. Ein Viertel aller „Rotten Reviews“ der sogenannten „Top Critics“ auf „RottenTomatoes.com“ argumentieren in ihren Kritiken so oder so ähnlich. Auffällig ist übrigens die drastische Diskrepanz zu den verifizierten User-Reviews.

Offizieller „Rotten Tomatoes“-Score (Stand: 22.11.2021).
(© Rotten Tomatoes)

Glaubt man zahlreichen, natürlich nicht allen, Kritikern, so scheint die bloße Existenz des neuen Films, der das Remake vollständig ignoriert und sich als Sequel der klassischen Filme versteht, ein Triumph der sexistischen Fans zu sein. So schrieb die Kulturkritikerin Lida Bach für das Online-Magazine „pressplay“:

„Nachdem Paul Feigs Sequel zeigte, was passiert, wenn Trolls nicht ihren Willen kriegen, tut Jason Reitmans Reboot Ghostbusters: Legacy nun das Gegenteil. Der Regisseur und Co-Drehbuchautor liefert ein Werk für die Kategorie „Fans“, der er nach eigener Aussage „den Film zurückgeben“ wollte – als gehörte das Franchise den rassistischen und sexistischen Hass-Kommentatoren, die sich durch Diversität kulturhistorisch beraubt fühlen.“

Die Kritikerin bezeichnet eine der afroamerikanischen Nebenfiguren sogar als „PoC-Token“. Als ob Frauen und „People of Color“ nur als Ausrede Teil der Handlung sind. Ähnlich fragwürdig argumentieren leider auch andere Kritiker. Die Tatsache, dass die Hauptfigur weiblich ist, sollte man laut dem „Independent“ ebenfalls nicht ernst nehmen („The argument […] will be that the Ghostbusters fandom couldn’t possibly have an issue with women […] because the lead in ‚Afterlife‘ is a young girl.“). Der „Guardian“ bezeichnete den neuen Film als „a slimy, stinking corpse of a sequel“ und warf ihm vor, die Frauen aus dem Kanon löschen zu wollen, um „rage-choked trolls“ zufriedenzustellen. Und die Publikation „Fort Worth Weekly“ eröffnet ihre Review sogar mit einem Glückwunsch an die „toxischen männlichen Ghostbusters-Fans“ („poisonous male Ghostbusters fans“). „WeLiveEntertainment.com“ spricht ebenfalls von einem „Feuersturm einer Gruppe trauriger Leute, die weibliche Geisterjäger nicht akzeptieren konnten“ („The firestorm created by a sad group of people not willing to accept ‚Lady Ghostbusters'“). „RogerEbert.com“ ist gar der Überzeugung, dass die Funktion des neuen Films lediglich die Auslöschung des Remakes von 2016 darstellt („[…] it’s definitely an erasure of the 2016 “Ghostbusters” […].“), da dieses es wagte Frauen in den Hauptrollen zu casten. Es liest sich teilweise wie eine Art von merkwürdigem „Racheakt“. Eine Form von „Revenge-Reviews“, die abermals ein Bild von der globalen Fan-Community zeichnen wollen, das schlichtweg falsch ist. Zumindest Sony Pictures lässt sich davon nicht beeindrucken und bewirbt „Ghostbusters: Legacy“ mittlerweile mit dem überwältigend positiven Audience-Score.

Werbeposting von Sony Pictures zu „Ghostbusters: Legacy“.
(© Sony Pictures Entertainment)

Die Bewertung des neuen Films steht damit immer noch im Schatten der Kontroverse von 2016 und das globale Ghostbusters-Fandom wird weiterhin als Gruppe von „Rassisten“ und „Sexisten“ diffamiert. Natürlich existierten leider rassistische und sexistische Kommentare zum damaligen Remake. Dies zweifelt niemand an. Regisseur Kevin Smith war erst jüngst Opfer eines sexistischen Shitstorms seitens einer Horde (zumeist rechtspopulistischer) YouTuber, die schlichtweg Lügen über seine Netflix-Adaption „Masters of the Universe: Revelation“ (2021) verbreiteten. Im Falle von „Ghostbusters“ (2016) wissen wir allerdings nicht einmal von wem genau und mit welchen konkretem Ziel die Hetze abgesetzt wurde. Oftmals verbargen sich die beleidigen Kommentare hinter anonymen Accounts. Denn die wirklichen Beweggründe für die ablehnende Haltung seitens der Fan-Community waren eigentlich vollkommen nachvollziehbar. Nur wollte diese niemand hören oder akzeptieren. Zahlreiche unabhängige Medienmacher haben darüber ausführlich berichtet, einem Großteil der Leitmedien schien dies aber egal zu sein.

Was geschah damals wirklich? Nun, schon ein bisschen Recherche hätte die Empörung und die damit einhergehende Kontroverse schnell erklären können.

Warum die Ghostbusters-Fans das Remake frühzeitig ablehnten

Promo-Foto zu „Ghostbusters II“ (1989): Harold Ramis, Dan Aykroyd, Ivan Reitman und Bill Murray letztmalig vereint.
(© 1989 Columbia Pictures Industries, Inc.)

Bereits seit 1993 ist bekannt, dass Dan Aykroyd intensiv an einem dritten Ghostbusters-Film arbeitete. Sein Projekt „Ghostbusters III: Hellbent“ sollte eine direkte Fortsetzung der klassischen Filmreihe darstellen. Hauptdarsteller Bill Murray zeigte jedoch lange kein Interesse, da er bereits den zweiten Teil für mittelmäßig hielt und mit Projekten wie „Lost in Translation“ (2003) künstlerisch weitergezogen ist. Mehrere neue Drehbücher wurden über die Jahre verfasst, die oftmals das Ziel hatten Murray zufriedenzustellen. Sony Pictures, die Columbia Pictures 1989 aufkauften, drängten auf einen weiteren Film und schlugen 2012 aufgrund des mittlerweile hohen Alters des alten Casts vor, eine neue Generation einzuführen, was Aykroyd bereits Ende der 1990er-Jahre vorschwebte und deswegen auf Zustimmung stieß. Es sollte eine Fortsetzung, kein Remake sein. Dan Aykroyd und Regisseur Ivan Reitman sagten zu. Im Februar 2014 verstarb aber Harold Ramis, der neben Aykroyd das Drehbuch zum Originalfilm schrieb und damit als einer der Schöpfer der Ghostbusters galt.

Im November 2014 wurden die E-Mail-Server von Sony Pictures gehackt und brachten zahlreiche interne Dokumente sowie den E-Mail-Verkehr der Produzenten ans Tageslicht. Dies beinhaltete auch die Vorproduktion zu einem möglichen „Ghostbusters III“. Die Produzentin Amy Pascal sollte das Projekt für Sony Pictures umsetzen. Nach dem Tod von Harold Ramis am 24. Februar 2014 drängte sie Ivan Reitman dazu, vom Regieposten zurückzutreten. Dies tat er allerdings nur unter dem Eindruck, dass er weiterhin als Produzent eines neuen Films maßgeblich Einfluss haben würde. Wie aus den Leaks hervorging, log Amy Pascal Ivan Reitman allerdings stets an. Hinter Reitmans Rücken verhandelte Pascal bereits seit Mitte März, drei Wochen nach Ramis‘ Tod, mit dem Regisseur Paul Feig, obwohl Reitman selber bereits mit Phil Lord und Christopher Miller an einem Drehbuch arbeitete. Auf Reitmans expliziten Wunsch sollte der Film kein Remake, sondern ein Sequel werden, damit auch die Arbeit von Harold Ramis gewürdigt werden wird. Die offizielle Ankündigung, dass Reitman vom Regieposten zurücktritt, verwirkte dessen Vetorecht und somit Einfluss. Während Pascal mit anderen Filmemachern wie Seth Rogan zumindest sporadisch redete, entwickelte Feig bereits die ersten Storyideen. Nach seiner Vorstellung sollte der neue Film ein kompletter Reboot werden und sogar außerirdische Geister („ghost-aliens!“) enthalten, die Feig für eine „Milliarden-Dollar-Idee“ (Original-Zitat) hielt. Quasi eine Art „Ghostbusters of the Galaxy“-Cinematic-Universe.

Die öffentliche und offizielle Ankündigung eines Reboots kam und Reitman wurde darüber nicht einmal informiert. Reitman versuchte positiv zu bleiben und bat noch im Oktober 2014 um ein erneutes Treffen. Dies suggeriert, dass er nicht einmal wusste, wie weit die Arbeit mit Paul Feig tatsächlich schon vorangeschritten war. Am 14. Oktober traf sich Amy Pascal zu einer Dinner-Party mit allen Partnern des Films, um „Ghostbusters III“ als Remake umzusetzen. Nur eine Person wurde explizit nicht eingeladen: Ivan Reitman. In diesem Meeting sprach man auch über die milliardenschweren Merchandise-Möglichkeiten, die von enormer Bedeutung gewesen zu sein schienen und die Entwicklung des Stoffes massiv beeinflussten. Amy Pascal wies intern auch explizit darauf hin, dass Paul Feig Ivan bei einem persönlichen Meeting anlügen und behaupten sollte, dass es lediglich ein Treffen zwischen ihm und Pascal und nicht mit weiteren Partnern vorab gab. Reitman war damit endgültig raus. Amy Pascal wollte somit freie Bahn haben, um ihren „Ghostbusters“-Film zu realisieren. Da man allerdings nicht auf die alten Schauspieler verzichten wollte und konnte, „bemühte“ man sich sehr, diese aus reinen Marketing- und Promotion-Gründen für Cameo-Rollen zu gewinnen. So gab der Mail-Leak preis, dass man Bill Murray zu einer Rückkehr mit „aggressiven Rechtsmitteln“ zwingen könnte. Vielleicht erklärt dies seinen lustlosen Cameo im Remake (aber dies wäre reine Spekulation …).

Bill Murray sollte zu einem Auftritt verklagt werden.
(© The Wrap)

Nach Bekanntgabe des Leaks im November 2014 räumte Sony intern auf und Amy Pascal wurde gefeuert. Es kam heraus, dass sie sich über namhafte Schauspieler lustig machte, Promotion-Gelder zum eigenen Vorteil veruntreute und rassistisch über den damaligen US-Präsidenten Obama spottete. Sie gründete daraufhin ihre eigene Produktionsfirma „Pascal Pictures“ dessen erster Film „Ghostbusters“ (2016) werden sollte.

Heißt: Die Ghostbusters-Fans waren schlichtweg darüber empört, dass nach mehr als zwanzig Jahren Entwicklungszeit, in der sämtliche von Aykroyd verfassten Skripte abgelehnt wurden, der Tod von Harold Ramis letztlich genutzt wurde, um Ivan Reitman aus einem dritten Teil herauszukicken, obwohl dieser schon längst bereit war, das Zepter einer neuen Generation (innerhalb einer Fortsetzung) zu übergeben und dementsprechend an einem neuen Drehbuch arbeitete. Das Sequel wurde eingestampft und in ein Remake umgewandelt, das als Basis für ein Milliarden-Dollar-Merchandise-Franchise mit „Geister-Aliens“ dienen sollte, für das man den Support der alten Stars aus reinen Promotion-Gründen auch mit aggressiven Rechtsmitteln erzwingen wollte.

Die Empörung und Ablehnung gegenüber dem hinterlistigen Vorgehen, der Ignoranz der klassischen Filme und der inhaltlichen Neuausrichtung eines Remakes war dementsprechend groß. Ab dem Leak im November 2014 hatte die Neuverfilmung schlichtweg einen schweren Stand innerhalb der Fan-Community. Mit dem Female-Cast hatte dies allerdings nichts zu tun.

Dies sind alles keine neuen Erkenntnisse und wurden in unterschiedlicher Form schon lange vor Veröffentlichung des Remakes öffentlich behandelt, spätestens seit besagtem E-Mail-Leak im November 2014, auch wenn es niemanden außerhalb der Ghostbusters-Community wirklich zu interessieren schien. Die Mär vom rassistischen und sexistischen Fandom wurde erschaffen.

Warum dies so war, kann ein Rückblick auf die Darstellung der Kontroverse geben …

Geisterjäger inmitten eines „Culture Wars“

Der E-Mail-Leak erschütterte Hollywood und gab vieles preis, was niemals an die Öffentlichkeit gelangen sollte. So auch, wie erwähnt, die fragwürdige Vorproduktion zu „Ghostbusters III“. Als die Fans davon Wind bekamen und sich empörten, steckte der Film bereits in der Produktionsphase. Nur schwerlich konnte (oder wollte) man noch etwas nachjustieren. Vielleicht auch aus Überheblichkeit. Zum gleichen Zeitpunkt erlebte die westliche Welt aber auch einen Aufstieg von rechtspopulistischen Kräften. In den USA mischte der gescheiterte Immobilien-Mogul und Reality-TV-Star Donald Trump die Vorwahlen der republikanischen Partei auf, in Großbritannien entzweite der Brexit-Wahlkampf die Gesellschaft und im restlichen Europa führte die Flüchtlingskrise zu einer Identitätskrise. Ein Kulturkampf voller Hysterie und Geschrei entbrannte, der letztlich auch die Diskussion um das damals aktuelle Ghostbusters-Remake bestimmen sollte.

Erwähnte Rechtspopulisten wie Donald Trump oder Milo Yiannopoulos schalteten sich ebenfalls extrem negativ in die Debatte über den Film ein. Nicht, weil ihnen das Werk wichtig war – es kann zumindest stark bezweifelt werden, dass diese beiden Herren überhaupt zur Ghostbusters-Fan-Community zählen –, sie taten eben einfach das, was man von ihnen kennt: aggressiv mit polemischen Statements Aufmerksamkeit für sich selber generieren. Trumps Statement war absurd kurz – lediglich eine zehnsekündige Videobotschaft auf Instagram –, es reichte aber anscheinend aus, um die Debatte für sich und sein politisches Lager zu vereinnahmen. Und es hat nachweislich funktioniert, die Medien sprangen darauf an. So titelte die extrem einflussreiche Website „TheDailyBeast.com“ mit folgender Schlagzeile: „Donald Trump’s Sexist Anti-‘Ghostbusters’ Crusade Goes Mainstream“. Auf einmal war es nicht mehr nur ein zehnsekündiges Instagram-Video, sondern gleich ein ganzer „Kreuzzug“, obwohl Trump lediglich sagte: „And now they’re making ‚Ghostbusters‘ with only women! What’s going on?“. Eine Nummer größer als ein „sexistischer Kreuzzug“ ging wohl nicht mehr. Wohlgemerkt zur Freude des Rechtspopulisten. Minimaler Aufwand, maximale Aufmerksamkeit.

Ghostbusters-Fans und Trump wurden miteinander verbunden. Überschrift des Reviews der „New York Times“ zum Remake (2016).
(© The Daily Beast)

So wurde Yiannopoulos für seine rassistischen Aussagen gegenüber Hauptdarstellerin Leslie Jones auf Twitter gesperrt und sagte gegenüber der „Los Angeles Times“, dass dies das „größte Geschenk sei, was man ihm hätte machen können“ („the most gigantic possible gift“). Gemeint war damit natürlich die gesteigerte Aufmerksamkeit und die Inanspruchnahme einer Art von Opferrolle für sich selber. Die Medien griffen dies wiederum als gute Story genüsslich auf und popularisierten damit die Rechtspopulisten („Donald Trump: How the media created the president“).

Dies waren aber nur die „populären“ Stimmen innerhalb der Alt-Right-Bewegung. Dass es viele weitere Hass-Kommentare, die frauenfeindlich oder gar rassistisch waren, gab, bestreitet niemand. Wer aber genau was über das neue Remake mit welcher Zielsetzung gesagt hat, war aufgrund der Anonymität des Internets schon damals in vielen Fällen schwer nachvollziehbar. Hier findet man (rein exemplarisch) eine Auflistung von teils dämlichen Kommentaren, aber auch sexistischen Sprüchen zum Ghostbusters-Remake. Natürlich existierten diese. Schaut man sich die Accounts aber genauer an, so fällt es dennoch schwer zu glauben, dass die User irgendeine echte Connection zum Fandom besitzen. In ihren Profilen sind keinerlei echte Assoziationen zur Franchise sichtbar, sondern oftmals nur die üblichen Empörungs-Postings zu allen möglichen Themen. Sicherlich befanden sich unter den Hetzern auch Trolle, die einfach aus purer Belustigung ein Thema aufgriffen und mitmischen wollten. Auch wissen wir, dass es Trollfabriken gibt, die mit Fake-Accounts die Stimmung zu gesellschafts- und kulturpolitischen Themen absichtlich aufheizen. Dies ist keine Verschwörungstheorie, sondern durch seriöse Berichterstattung und Recherche zweifelsfrei bewiesen. Wir wissen auch, dass im Verhältnis zur weltweiten Fan-Community die sexistischen Kommentare – wenn auch im Einzelnen drastisch – kaum ins Gewicht fielen. Melissa McCarthy, Hauptdarstellerin des umstrittenen Remakes, sagte im Juli 2019 selber, dass die Hass-Kommentatoren nur eine „sehr, sehr, sehr winzige, winzige Gruppe von Leuten“ waren („very, very, very tiny, tiny group of people“), aber diese reichte aus, eine ganze globale Fan-Community zu diffamieren und die Berichterstattung zu bestimmen.

Als der erste Trailer zu Paul Feigs Remake auf YouTube seine Premiere feierte, galt dieser im April 2016 bei rund 29 Millionen Views mit rund 209.000 Dislikes zeitweise als „meist gehasster Trailer der Filmgeschichte“. Wer für jedes einzelne Dislike zuständig war, kann natürlich nicht vollends zweifelsfrei verifiziert werden, aber der CEO von Sony bezeichnete das Downvoting als „großartige Sache“.

„It’s the greatest thing that ever happened. Are you kidding me? We’re in the national debate, thank you. Can we please get some more haters to say stupid things?“

Sicherlich eine Aussage, die aus einer gewissen Not heraus geboren wurde und dem Prinzip „Bad News are good News“ folgte. Rothman zeichnete sich für die Produktion des Films nicht verantwortlich (Amy Pascal blieb trotz Rauswurfs die Produzentin) und übernahm erst im Februar 2015 nach dem E-Mail-Skandal das Ruder des Filmstudios und versuchte schlichtweg das Beste draus zu machen. Für die Medien war allerdings abermals klar, wer für die „vielen“ Dislikes verantwortlich war: Frauenhasser. So schrieb die „Washington Post“, dass die Leute den Trailer hassen, weil Frauen die Hauptrolle spielen („People hate the ‚Ghostbusters‘ trailer, and yes, it’s because it stars women“). Dies war übrigens kein zitierter Satz, sondern die Überschrift und noch eine der nettesten Varianten („Angry baby-men hate the new ‚Ghostbusters‘ trailer“). Der eigentliche Witz: Von den damals rund 38 Millionen Views, haben den Trailer gerade einmal 2,5 % aller Zuschauer negativ bewertet.

Der normale Umgangston in den Schlagzeilen anno 2016..
(© SplinterNews)

2017 erkannte „The Hollywood Reporter“ bereits an, dass es Troll-Armeen gibt, die sich aus Spaß das Ziel gesetzt haben gegen Hollywood-Produktionen zu schießen und somit – wie der Name es verrät – herumzutrollen und absichtlich Ärger zu stiften, um sich „klammheimlich“ darüber zu freuen („Hollywood Is Losing the Battle Against Online Trolls“). Der „Hollywood Reporter“ stellte ebenfalls fest, dass die „Downvoting-Campaign“ zum Ghostbusters-Trailer von 4chan und Reddit aus gesteuert wurde. Zu sehen bekam man davon aber immer nur das öffentliche Resultat, dass eben laut Medien in der Verantwortung der Fan-Community lag. Belege über eine gezielte Kampagne vonseiten des Ghostbusters-Fandoms (zum Beispiel in Form von Foren-Aufrufen) existieren hingegen wohl nicht.

„In 2016, the all-female reboot of Ghostbusters became a magnet for a downvoting campaign from 4chan and Reddit users. They organized to give hundreds of thousands of ‚thumbs down‘ […].“

Die andauernde Debatte schien alle Beteiligten zu belasten. In diesem Umfeld wurden von Cast und Crew auch öffentliche Aussagen gemacht, die die Beliebtheitswerte des Remakes sicherlich nicht haben ansteigen lassen. Regisseur Feig bezeichnete die „Geek Culture“ als „Heimat von Arschlöchern“ („Geek culture is home to some of the biggest assholes I’ve ever met in my life.“) und die Schauspielerinnen machten sich in Talkshows über „45-jährige Männer“ lustig, die noch bei „Mamma im Keller“ wohnen würden. Dies sollten wohl die männlichen Ghostbusters-Fans sein. Keine gute Idee. Insbesondere dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass vor allem nach der „Housing-Crisis“ 2008, durch die rund 30 Millionen US-Amerikaner ihr Heim verloren haben, dies tatsächlich ein enormes soziales Problem in den USA geworden ist, das vor allem die Unterschicht betrifft. Natürlich zielte McCarthy nicht darauf ab, sich über diese lustig zu machen, aber die Kollateralschäden waren vorhanden. Zu diesem Zeitpunkt stellten selbst populäre Websites die Frage, ob man die Fans des Films absichtlich vergraulen möchte („Is the Marketing for the New GHOSTBUSTERS Movie Trying to Piss Fans Off?“).

Dies steht aber alles in einem totalen Kontrast zum Bild, welches in zahlreichen Leitmedien vermittelt wurde und durch zahlreiche Reviews des neuen Films „Ghostbusters: Legacy“ immer noch verbreitet wird. Selbst eine der Hauptdarstellerinnen und ein Opfer der Angriffe, Melissa McCarthy, glaubt anscheinend nicht an die Geschichte von der durchweg oder zumindest mehrheitlich sexistischen Fan-Community („very, very, very tiny, tiny group of people“). Aber es war eben eine „tolle“ Story. Es war das Jahr 2016. Das Brexit-Referendum fand statt als auch die US-amerikanische Präsidentschaftswahl. Beides politische Großereignisse, die die Gemüter massiv über Monate erhitzten und letztlich als ein Triumph von Rechtsextremen angesehen wurden. Warum dann nicht auch der Flop von „Ghostbusters“? Ob dies so stimmte, schien nicht wirklich wichtig zu sein, es war einfach ein ziemlich guter Aufreger, der Klicks brachte. Die Story vom rassistischen und sexistischen Ghostbusters-Fandom verselbstständigte sich vollkommen und wurde insbesondere von den Leitmedien weitestgehend als Konsens angesehen.

Kein Film mehr, sondern ein „politischer Akt“!

Kult-YouTuber wie James Rolfe versuchten ruhig und sachlich die ablehnende Haltung der Ghostbusters-Fans gegenüber dem Remake darzulegen. Nachdem Rolfe dies getan hatte, wurde er von großen US-amerikanischen Medienpersönlichkeiten und Leitmedien wie etwa dem Online-Portal „IndieWire.com“ oder der einflussreichen Zeitschrift „The Atlantic“ als Teil der toxischen Fanbase diffamiert, obwohl er im Video den weiblichen Cast nicht einmal kritisiert oder nennenswert erwähnt hatte. Das war aber anscheinend egal, er sollte zu einem Feindbild aufgebaut werden. Ganze Outlets wie „TheDailyBeast.com“ oder „BirthMoviesDeath.com“ beschäftigten sich mit Rolfes Video.

Es wurde noch absurder. Nachdem der renommierte US-Kritiker Richard Roeper, quasi der Nachfolger von „Siskel & Ebert“, den neuen Film in seiner Kritik als „furchtbares Durcheinander“ („horrifying mess“) negativ bewertete, wurde ihm sofort eine „männliche Voreingenommenheit“ („male bias“) vorgeworfen. Es war irre. Nicht einmal sachliche Kritik von seriösen und bekannten Kritikern war mehr erlaubt. Ein problematischer Umstand, auf den selbst die renommierte Tageszeitung „The Washington Post“ mahnend versuchte hinzuweisen („Feminists treat men badly. It’s bad for feminism.“). Leider vergebens.

„Feminist commentary routinely puts the nastiest possible spin on male behavior and motives. […] Things have gotten to a point where casual low-level male-bashing is a constant white noise in the hip progressive online media. […] YouTube film reviewer James Rolfe […] was roundly vilified as a misogynistic ‚man-baby‘ in social media and the online press after announcing that he would not watch the female-led ‚Ghostbusters‘ remake because of what he felt was its failure to acknowledge the original franchise.

Schon vor Release verknüpfte Regisseur Feig die Kritik an seinem Remake öffentlich mit dem sogenannten „Gamergate“ („It’s the same thing that the women went through with Gamergate,“). Ein tatsächlich sexistischer Skandal innerhalb der Online-Gamer-Community. Diese Verknüpfung ist deswegen so perfide, weil bei der Gamergate-Kontroverse Frauen tatsächlich nicht „nur“ direkt sexuell belästigt wurden, sondern auch deutliche und ernstzunehmende Vergewaltigungs- und Morddrohungen erhielten. Dennoch wurde hier nun ein Kontext zur Ghostbusters-Debatte und insbesondere dem Ghostbusters-Fandom hergestellt, der extrem drastisch, aber schlichtweg nicht vorhanden war.

Teile der großen Medien schlugen auf den YouTuber James Rolfe für seine persönliche Meinung ein.
(© Indiewire)

Nach diesen heftigen Reaktionen wollte kaum jemand überhaupt noch Kritik am Film äußern. Die Angst, als Sexist oder gar Rassist öffentlich gebrandmarkt zu werden, war enorm. So schrieb der Journalist Daniel Friedman, dass er sich selber lange Zeit nicht traute, sich als anerkannter Film- und Kulturkritiker öffentlich zum Werk zu äußern.

But I’ve been afraid to state any opinion about this movie up until now, when I have reviews from critics like Edelstein and Roeper to hide behind, because I have been afraid that speaking negatively about ‚Ghostbusters‘ would result in me being falsely associated with an activist movement that I disagree with and disapprove of.“

Ähnliche Erfahrungen musste ich auch selber sammeln, als ich im Jahre 2016 kurz vor Release des Films eine offiziell lizenzierte Ghostbusters-Cosplay-Gruppe auf einer deutschen Convention traf und nachfragte, was ihre Erwartungen an den neuen Film seien. Sie wiesen mich darauf hin, dass sie sich nur ungern zum Remake äußern möchten, aus Angst missverstanden zu werden.

Spätestens als die offizielle Werbekampagne des Films im Wahljahr 2016 damit begann, vollkommen unnötig politisch Stellung zu beziehen, wurde die Bewertung des Films als eine Art von politischem Akt wahrgenommen und von zahlreichen Leitmedien auch so angesehen („The Ghostbusters trashing is just another internet tantrum against change“). Man behauptete gar, dass das Remake es für Frauen einfacher machen würde Jobs in wissenschaftlichen Bereichen zu erlangen („How ‚Ghostbusters‘ Is Breaking Barriers For Women In STEM“). Darsteller des Films trafen sich in der extrem populären Talkshow „The Ellen DeGeneres Show“ (2003–) mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und bekundeten öffentlich ihren Support. Diese Zusammenkunft von Kultur und Politik im Wahljahr wurde auch vorab auf Twitter angekündigt und gefeiert.

Der Tweet, der während des Wahlkampfes die neuen Ghostbusters mit Hillary Clinton verknüpfte.
(© The Ellen De Generes Show)

Selbst die links-liberale „New York Times“, Hassobjekt zahlreicher rechtskonservativer Medien, erkannte an, dass der Film sich damit selber vor Veröffentlichung unnötig, aber endgültig mit der „Feindseligkeit der Gender-Politics“ („‚Ghostbusters‘ steps right into the hostility of gender politics“) gemein machen würde. Der offizielle Twitter-Account machte sogar noch zusätzlich Wahlwerbung für Hillary Clinton, sprach davon, dass man die „Glass Ceiling“ (die „unsichtbare Wand“, die Frauen am sozialen Aufstieg hindert) durchbrochen habe – ein politischer Slogan der Clinton-Kampagne – und verwendete dabei sogar Clintons Wahlkampfslogan als Hashtag (#ImWithHer).

Der Tweet, der Wahlwerbung für die Clinton-Kampagne machte.
(© Ghostbusters)

Man betrieb damit aktiv vollkommen unnötig Wahlkampfwerbung und zog natürlich den Unmut des politischen Gegners auf sich. Im klassischen Präsidentschaftswahlkampf, der in den USA aus nur zwei politischen Sammelbecken besteht, somit quasi „die Hälfte“ der Bevölkerung. Aussagen anderer Filmemacher verstärken dies sogar noch. So behauptete Judd Apatow, ein Freund von Paul Feig, wenige Wochen vor dem Kinostart, dass die Ghostbusters-Hasser wahrscheinlich allesamt Trump-Supporter seien.

„I would assume there’s a very large crossover of people who are doubtful Ghostbusters will be great and people excited about the Donald Trump candidacy. I would assume they are the exact same people.“

Der Pro-Clinton-Tweet des offiziellen Ghostbusters-Twitter-Accounts musste auf Anordnung von Sony Pictures wieder gelöscht werden, goss aber natürlich noch mehr Öl ins Feuer. Eine Flamme, die daraufhin insbesondere von rechtspopulistischen Medien aufgegriffen und weiter angeheizt wurde. Das Ghostbusters-Fandom hatte damit nichts zu tun und wollte dies auch nicht. Das Fandom bezeichnet sich seit jeher selber als politisch neutral und hat dies in fast vierzig Jahren auch immer eindrucksvoll bewiesen. Die Debatte um den Film hatte sich aber somit bereits vollkommen verselbstständigt. Man hatte keinerlei Einfluss mehr darauf. Große Teile der Medien wollten das Narrativ der sexistischen Ghostbusters-Fans weiter bedienen. Selbst in den Kritiken seriöser Publikationen wurde stets die „sexistische Kontroverse“ vordergründig behandelt. So meinte „Der Spiegel“ in seiner Filmkritik nicht nur die Fans verspotten zu müssen, sondern stellte sie auf eine Stufe mit den berühmten „besorgten Bürgern“, eine Chiffre für Nazis.

Ebenso ist es jedem unbenommen, in der Garage oder im heimischen Keller mit anderen Enttäuschten einen Fanfilm zu drehen, in dem die Achtziger nie vergehen und weibliche Geisterjäger nur als düstere Zukunftsvision vorkommen. Auch ist es vollkommen in Ordnung, die neuen ‚Ghostbusters‘ partout nicht zu mögen. Nur sollte sich dies durch Kritik am tatsächlichen Film begründen und nicht durch die Verlautbarung eigener Ressentiments. Denn sonst könnten besorgte Filmfans bald das unsympathischste Internetvölkchen gleich hinter besorgten Bürgern stellen.“

„Der Spiegel“ versteckte die Kritik wenigstens noch hinter einer neutralen Schlagzeile. Die „New York Times“ hingegen nahm bereits in der Headline keine Rücksicht auf Verluste mehr. Die jeweilige Review musste man schon gar nicht mehr lesen.

Überschrift des Reviews der „New York Times“ zum Remake (2016).
(© New York Times)

Das Framing und somit die Diffamierung einer ganzen globalen Fan-Community wurde aber nach dem Release des Films nicht beendet, sondern auch noch lange Zeit fortgesetzt. Zur Veröffentlichung des Films „Ocean’s 8“ (2018) meinte Hauptdarstellerin und Produzentin Sandra Bullock theatralisch, dass der weibliche Cast von „Ghostbusters“ einem „Erschießungskommando“ vorgeführt wurde („They literally walked into a firing squad.“). Als Sony Pictures im Januar 2019 offiziell einen neuen Ghostbusters-Film ankündigte, der sich als Fortsetzung zur klassischen Reihe verstand, war Hauptdarstellerin Leslie Jones der Überzeugung, dass abermals Frauen rausgedrängt werden sollten und so etwas nur jemand wie Trump tun würde.

Leslie Jones‘ Reaktion auf die Ankündigung des neuen Films.
(© Leslie Jones)

Abermals wurden absurde Behauptungen, Aussagen und Verknüpfungen gemacht, die natürlich erneut von großen Medien aufgegriffen wurden und die Kontroverse somit weiter am Leben hielten.

Selbst Regisseur Paul Feig erklärte, dass vor allem die „Anti-Hillary-Bewegung“ für den Flop verantwortlich sei („Some really brilliant author or researcher or sociologist needs to write a book about 2016 and how intertwined [our film was] with Hillary [Clinton] and the anti-Hillary movement“) und vergaß dabei anscheinend selber, dass man explizit Wahlwerbung für die Clinton-Kampagne machte. Im Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl, die hier hergestellt wurde, waren Anti-Hillary-Leute natürlich automatisch Pro-Trump-Wähler. Heißt: Jeder, der gegen sein Remake war oder dieses kritisierte, musste somit nicht nur in gewisser Hinsicht automatisch ein Frauenfeind, sondern wohl auch ein Unterstützer von Donald Trump sein. Diese Aussagen wurden nicht 2016 kurz nach Veröffentlichung seines Films gemacht, sondern im Mai 2020, als der neue Film „Ghostbusters: Legacy“ bereits abgedreht war und (ursprünglich) wenige Wochen später in den Kinos starten sollte. Das Narrativ wurde also weitergesponnen. Zuungunsten des neuen Werks und abermals der Fan-Community.

In einem Fernsehinterview gab Dan Aykroyd, Darsteller und Co-Autor des Originalfilms, ein anderes Bild von den Dreharbeiten wieder. Zwar spielte Feigs Neuverfilmung mit einem Box-Office von 230 Millionen US-Dollar relativ viel Geld ein, allerdings explodierten die Kosten aufgrund intensiver Nachdrehs dermaßen, dass es kaum möglich gewesen wäre, das Budget von wahnsinnigen 144 Millionen US-Dollar überhaupt einzuspielen. Aykroyd kritisierte Feig scharf und war der Überzeugung, dass dieser nie wieder für Sony Pictures einen Film drehen wird.

Dass der Dreh nicht ganz unproblematisch lief, bestätigte auch Darsteller Chris Hemsworth im Jahre 2019, der das Projekt einen Tag vor Drehbeginn verlassen wollte.

The night before I was shooting, I almost pulled out. Three or four weeks prior, Paul [Feig] said to me, ‘I’m going to write up the character. Don’t worry.’ And then I got the script and nothing had changed.“

Bei der Bewertung des Films spielte all dies aber keinerlei Rolle. Niemand hat einen Fehler gemacht. Schuld am Flop waren vor allem die sexistischen Ghostbusters-Fans. Diese ominöse, anonyme Fan-Community aus dem Internet. Versucht man aber das Einspielergebnis sachlich und neutral zu analysieren, so muss man feststellen, dass Männer und Frauen den Film gleichermaßen sahen und gut als auch schlecht bewerteten („Both men and women came to see Ghostbusters in similar numbers […].“). Allerdings Frauen in kleinerer Anzahl als bei ähnlichen Werken. So stellte das Branchenblatt „Deadline Hollywood“ recht nüchtern fest:

„The go-to excuse for the less-than-spectacular opening for Ghostbusters was that […] it completely put off guys. But the real reason more than anything else as to why Ghostbusters under-delivered: […] [The Audience] didn’t think it was funny.“

Aber selbst die neutralste und nüchternste Analyse wurde ignoriert und die alten Vorwürfe gegenüber der Ghostbusters-Community schwappten nun auch ins Jahr 2021 über. Wie eingangs eindrucksvoll belegt und erwähnt, verknüpften zahlreiche Kritiker von Leitmedien ihre negativen Reviews zum aktuellen Film mit der angeblich frauenfeindlichen Fanbase, die mit dem neuen Film nun ihren Willen gekriegt hat. Hollywood sei somit vor den Rassisten, Sexisten und der toxischen Männlichkeit aus der Ghostbusters-Fan-Community eingeknickt, was aber schon inhaltlich kaum stimmen kann. Der neue Ghostbusters-Film mit einer weiblichen Hauptdarstellerin und einem diversen Cast wird von den Fans überschwänglich gefeiert. Und von der Kritik teils verachtet.

Etwas mehr Aufrichtigkeit und weniger Hysterie hätte allen Beteiligten geholfen. Insbesondere dem All-Female-Remake. Dies ist die eigentliche Ironie an der Geschichte: Ohne die hysterischen Falschanschuldigungen wäre das Remake vielleicht weitaus erfolgreicher geworden und „Ghostbusters: Legacy“ würde damit gar nicht erst existieren. Soll jeder selbst entscheiden, ob dies gut oder schlecht ist.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2267 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!