In Deutschland zwar noch unveröffentlicht, aber dennoch ein ganz großer Tipp: die Sci-Fi-Serie „Years and Years“ von BBC One, die den Verfall der westlichen Demokratien in den nächsten zehn Jahren begleitet. Global und lokal. Es ist eine in sich abgeschlossene Mini-Serie, die auch nicht fortgesetzt wird. Eine der Hauptrollen spielt Emma Thompson als eine Art britische Version von Donald Trump. Ihre Figur stellt anfangs eine populäre Unternehmerin dar, die „frei nach Schnauze“ im britischen Fernsehen bei einer Talkrunde flucht und wild die vermeintliche Schieflage des Landes anprangert. Auch wenn sie auf Anhieb eine Wahl in das Unterhaus nicht gewinnt, stellen sich immer mehr Menschen – auch aufgrund von internationalen Krisen – auf ihre Seite. Sie präsentiert einfache Lösungen für komplexe Probleme. Letztlich gewinnt sie die Wahlen mit einer eigenen politischen Bewegung und wird zur Premierministerin ernannt. Es beginnt mit populistischen Forderungen und wird mit Konzentratioslagern enden.
Diese Transformation des Landes, sehr nah an der Realität angesiedelt, wird aus der Perspektive einfacher Bürger dargestellt. Interessant: Man bedient sich hier im Grunde des Stilmittels populärer Fernsehdramen. Manch ein Kenner des britischen Fernsehens würde dies mit Soaps vergleichen. Ein solcher Vergleich ist durchaus legitim, wenn man sich der Beliebtheit von Endlos-Serien wie „Coronation Street“ (1960–), dem britischen Pendant zur „Lindenstraße“ (1985–2020), in Erinnerung ruft.
„Years and Years“ ist brillant geschrieben und auf ihre Weise brillant inszeniert, wenn man sich das britische Fernsehen vor Augen führt. Extrem realitätsnah, wenn auch teils mit satirischen Zügen. Fans von „Black Mirror“ dürften angetan sein. Die sechsteilige Mini-Serie wurde bereits 2019 in Großbritannien veröffentlicht. Ein deutsches Release steht noch aus. Die offizielle Websitevon BBC One streamte sie zeitweise gratis.
‐ Markus Haage
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