Troma, das älteste Independent-Filmstudio der Welt, zelebrierte im Juli 2015 nun zum 17. Mal ihren TromaDance, ein unabhängiges Filmfestival. Es war klein und familiär, dafür aber auch sehr wild und anarchisch. Tatsächlich ein Fest für alle Freunde cineastischer Subkultur.
Der Name verrät es bereits. Ursprünglich fand das TromaDance Filmfestival in Park City, Utah, statt, und zwar als eine Art Gegenbewegung zum populären Independent-Filmfestival Sundance, welches eben in derselben Stadt veranstaltet wird. 2009 zog man aber nach Jersey City um, bis man im benachbarten New York City, Heimat von Troma, wieder ein Zuhause fand. Nicht im Stadtteil Queens, wo Troma Studios mittlerweile residiert, sondern in Brooklyn. Das TromaDance versteht sich als eine Art Anti-Filmfestival, welches nicht nur mit den traditionellen Regeln populärer Filmfestivals bricht, sondern auch mit der eigen aufgelegten Fremdartigkeit kokettiert. So finden die Filmscreenings, für die die Filmemacher keine Admission Fee bezahlen müssen, zwischen Verkaufsstände von Troma-Produkten und der geschäftigen Bar statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende von zehn US-Dollar wird allerdings gebeten, und ja, selbst das Rauchen ist erlaubt. Eine Ungeheuerlichkeit im (mittlerweile) rauchfreien (und glutenfreien) und übrigens sehr teuren New York. So liberal das Festival auch ist, die Preise für eine Flasche Bier waren mit rund neun US-Dollar dann doch eher konservativ-kapitalistisch verortet, wobei aber fairerweise auch erwähnt werden muss, dass die Mieten in der Stadt für eine solche Lokalität gerne einmal mehrere zehntausend Dollar pro Monat betragen können. Die Gentrifizierung hat eben auch den Big Apple und dessen Außenbezirke sehr fest im Griff. Demnach kommt es schon einem kleinen Wunder gleich, dass ein Festival wie TromaDance innerhalb der Stadtgrenzen überhaupt noch möglich ist, auch wenn es etwas abgelegen in Brooklyn stattfand.
Zu den Highlights des TromaDance 2015 gehörte sicherlich die Weltpremiere von „Return to Nuke ‚em High Vol. 2“. Hierbei handelte es sich offiziell aber um einen Rohschnitt, der allerdings auf mich schon einen ziemlich fertigen Eindruck machte. Ziemlich fertig umschreibt den Film übrigens auch inhaltlich. Zur Premiere war selbstredend Lloyd Kaufmann höchstpersönlich anwesend, der den Film mit einer Rede einleitete. Auch viele der Darsteller fanden sich vor Ort ein, die übrigens allesamt für Fotos und Autogramme zur Verfügung standen. Ein ViP-Bereich existiert auf dem TromaDance nicht, was auch in der Bewerbung des Festivals hervorgehoben wird. Gleiches gilt für den berühmt-berüchtigten Roten Teppich mit Sponsorenwand. Wer dabei sein will, muss einfach nur vorbeikommen. Wobei ich in Bezug auf den Roten Teppich mich etwas korrigieren muss. Ein Stückchen Roter Teppich war dann doch vorhanden (siehe Bild).
Neben der Premiere und den Kurzfilmen wurden auch mehrere Spielfilme präsentiert. So unter anderem die hervorragende Dokumentation „The Nightmare“ oder „Xmoor“ von Luke Hyams. Hochqualitative Filme, die dem gewollten Trashcharakter der Veranstaltung überhaupt nicht entsprachen. Daneben fand noch ein hochspannendes Panel statt, welches sich um die digitale Selbstdarstellung und Promotion von Nachwuchskünstlern drehte. An diesem nahm nicht nur Lloyd Kaufmann teil, sondern Evan Husney, der Senior Creative Editor von Vice.com, als auch Vera Salm, Chefin des Streaming-Services FrightPix, die beim Festival als Co-Sponsoren auftraten. Das filmische Rahmenprogramm, welches auch aus einem Kurzfilmwettbewerb bestand, wurde zudem von einer Aftershow-Party abgeschlossen, bei der vor allem Nachwuchsbands wie Ososexy performten.
Das TromaDance Filmfestival findet mittlerweile in mehreren US-amerikanischen Städten statt. Die Veranstaltung in New York stellt aber das Herzstück dar. Als Filmfan sollte man auch diese Subkultur der US-amerikanischen Filmszene mal besucht haben. Es ist anarchisch, es ist anders. Und so sollte es auch bleiben.
‐ Markus Haage
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