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Stephen Kings Es (USA, 2017)

verfasst am 27.Dezember 2017 von Markus Haage

(© Sony Pictures)

Der Trailer zum Film brach vollkommen unerwartet alle Viewing-Rekorde. Kaum eine andere King-Verfilmung wurde anscheinend sehnsüchtiger von den Fans erwartet. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch, bereits im Vorfeld wurden viele Details besprochen. Nun ist der Film veröffentlicht, und die Vorfreude macht sich bezahlt…

Nach 27 Jahren traute sich Warner Bros. Pictures an einer Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“. Unter Fans des US-Schriftstellers gilt das Mammutwerk vielleicht als einer seiner populärsten Romane. Die erste Verfilmung, ein TV-Zweiteiler von 1990, besitzt ebenfalls eine nicht kleine Fangemeinde. Objektiv betrachtet war der TV-Film (mit Ausnahme weniger Szenen) nie sonderlich gut, auch wenn Tim Currys Spiel als Pennywise sicherlich zu den Horror-Highlights der 1990er-Jahre zählt. Aber viele heute erwachsene Horrorfans wuchsen mit dem Zweiteiler auf und besitzen demnach zahlreiche lebhafte Erinnerungen an ihn. Er wurde Teil ihrer Kindheit. Dies spricht nicht zwingend für die Qualität des Films, eher für die Atmosphäre drumherum. Auch ich erinnere mich an zahllose Schulhofgespräche, besonders als „Es“ (gefühlt) zum Standardprogramm von SAT.1 gehörte. Den Film zuschauen glich fast schon einer „Mutprobe“. Zur Mythisierung des TV-Zweiteilers haben diese Umstände sicherlich massiv beigetragen. Realisiert habe ich dies selber auch erst im Zuge der Nachproduktion des aktuellen Films, als so langsam die Werbekampgane anlief. Bereits der erste Teaser-Trailer brach im März alle Rekorde. Fast 200 Millionen Mal wurde der Trailer in den ersten 24 Stunden angeklickt. Zum Vergleich: Der erste Trailer zu „Star Wars: Die letzten Jedi“ schaffte nur maue 43 Millionen Views. Das Einspielergebnis des Films spiegelte das enorme Interesse wieder. Bei geringen Produktionskosten von nur 30 Millionen Dollar, spielte „Es“ weltweit wahnsinnige 700 Millionen US-Dollar ein. Und dies vollkommen zurecht.

Regisseur Andy Muschietti bei den Dreharbeiten.
(© Sony Pictures)

„Es“ gehört vielleicht zu den besten Horrorfilmen der letzten Jahre, gerade weil er einen unheimlichen Fokus auf seine Charaktere legt. Die Kritik, der Film sei „langweilig“, kann ich nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Ganz im Gegenteil: Der bereits angekündigte Director’s Cut kann gar nicht früh genug kommen. Manchmal hatte man das Gefühl, dass die ein oder andere Szene mehr Gewicht verdient hätte. Ein DC könnte dies ausbauen. Weitere Schock- oder Horrormomente benötigt der Film nicht, mehr Zeit für die Charaktere vielleicht schon. Denn diese sind mit Abstand die größte Stärke des Films. Die Figuren fühlen sich echt an und schaffen ein überzeugendes, reales und stellenweise hoch emotionales Portrait von heranwachsenden Jugendlichen mit all ihren Hoffnungen und Ängsten. Einziger Kritikpunkt: Die CGI-Effekte waren teils wenig überzeugend. Hier hätte Warner ruhig fünf bis acht Millionen in der Nachproduktion (als der Erfolg absehbar war) nachschießen können, eigentlich müssen. Denn die teils sichtlichen Effekte unterwandern auch Bill Skarsgårds Spiel als Pennywise, welches sich vor dem großen Tim Curry nicht verstecken braucht.

Der Klub der Verlierer.
(© Sony Pictures)

Die inhaltlichen Abänderungen gegenüber dem Roman sind verständlich, auch wenn ich einen ewigen Vergleich zur Vorlage für nicht hilfreich halte. Jede Verfilmung stellt eine Neuinterpretation dar. Eine echte, detailgetreue Umsetzung ist schlichtweg unmöglich, auch weil die Vorlage gekonnt mit der Vorstellungskraft und den Ängsten des Lesers spielt. Und diese kann kein Regisseur für jeden Zuschauer befriedigend umsetzen. Die Verlagerung der Geschichte von den 1950er- in die 1980er-Jahre ist verständlich. Auch hier gibt es einige kleine popkulturelle Gags zu entdecken, diese halten sich aber zum Glück sehr in Grenzen. „Es“ versteht sich nicht (wie etwa „Stranger Things“) als Hommage. „Es“ will eine Geschichte erzählen, die sich für den Zuschauer echt anfühlt, und das tut der Film auf eine unheimlich spannende und überraschend kreative Art und Weise. Dies wird vor allem im Detail deutlich, der Darstellung der Erwachsenen, die sich mit dem alle 27 Jahre wiederkehrenden Horror abgefunden haben. Die schlimme Ahnung der Kinder mutiert zu einer abschottenden Gleichgültigkeit der Erwachsenen, der man nur entfliehen kann, wenn man die Stadt verlässt. Hier setzt dann das zweite Kapitel ein.

„Chapter 2″ befindet sich bereits in der Vorproduktion“ und wird im September 2019 in die Kinos kommen. Gemessen an dem ersten Teil freue ich mich unheimlich darauf.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!