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Möge der Kleinkrieg mit euch sein. Oder: Wie die „Star Wars“-Filme (von allen Seiten) politisch missbraucht werden.

verfasst am 29.Mai 2018 von Markus Haage

Der Kleinkrieg zwischen Fans um den neuen Star Wars-Film nimmt immer absurdere Formen an. Den einen Fans sind die Kritiken zu gut, den anderen zu schlecht. Gut, sowas gab es schon immer. Es geht NICHT um Diskussion (die ja gewollt ist), sondern wirklich um Grabenkämpfe um die Meinungs- und Deutungshoheit über einen Film. Online-Kritiker John Campea musste sogar einen regelrechten Shitstorm über sich ergehen lassen, weil er „Solo“ positiv bewertete und entschloss sich dazu, sogar ein Statement zu verfassen (das Bild zeigt nur einen Ausschnitt), da er auf übelste Weise für seine positive Reaktion beschimpft wurde. Hier: https://www.facebook.com/johncampea/posts/10156446576902500

(© John Campea)

Hier ist eine Auswahl von YouTube-Videos aus den letzten Jahren, die den neuen Filmen eben eine politische Agenda unterstellen. Fast alle Videos haben reißerische Titel, aber manche sind durchaus differenzierter. Fast alle haben hundertausende Views, einige sogar ein paar Millionen Views. Und es sind sogar populäre politische Kommetatoren aus den USA dabei:






Die Schreihälse gibt es natürlich auf beiden Seiten. So meinten progressive Blogger im Verhalten der Figur Poe Dameron eine „toxic masculinity“ zu erkennen, die fast zum Fall der Rebellen in Episode VIII führte. Was natürlich genauso Quark ist. Hier ist der Artikel.

Soetwas gibt es in jeder größeren Fan-Community. Das kommt, das geht. Eigentlich. Interessant ist aber, dass in den englischsprachigen Communities, vor allem in den USA, dieser Kleinkrieg weitaus härter geführt und sogar auf eine politische Ebene gehoben wird. Geht man bei YouTube online, finden sich zig Videos, die sogar den Rücktritt von Kathleen Kennedy, LucasFilm-Präsidentin, fordern. Der Vorwurf: Sie sei ein Social Justice Warrior. Ein Mock-Begriff für Feministen und Co. Da gibt es zweifelsohne ziemliche alberne Gestalten, die regelmäßig über das Ziel hinaus schießen („manspreading“, etc.), aber Kennedy gehört nicht dazu. Der Vorwurf: Sie würde die Star Wars-Filme absichtlich politisieren, indem sie „progressive“ Charaktere und Handlungen einfügen lässt. Heißt bspw.: mehr weibliche Charaktere.

Ich stand und stehe Episode VII und VIII weiterhin sehr kritisch gegenüber, aber den SJW-Vorwurf kann ich hier nicht wirklich erkennen. Bei „Solo“ übrigens auch nicht. Ja, weibliche Charaktere spielen mittlerweile eine weitaus größere Rolle, aber ich sehe nicht, dass darunter die männlichen Charaktere irgendwie leiden würden. Episode VIII war diesbezüglich ungelenk inszeniert, aber das, was man den männlichen Helden vorwerfen wollte („toxic masculinity“), konnte man eben in aller Konsequenz auch den weiblichen Helden vorwerfen (Einfach mal den Mund aufmachen und einen Plan besprechen…).

Bei „Solo“ ist es ähnlich (leichte Spoiler). Ein mysteriöser (maskierter) Charakter entpuppt sich als Frau. Irgendwie ahnte ich dies während des Films schon. Auch ich halte dies für ungelenk. Nicht weil es eine Frau ist, sondern abermals ein Teenager, dem ich diese Stärke und Bedeutung nicht abnehme. Wahrscheinlich soll hier schon insgeheim ein weiteres Spinnoff vorbereitet werden. Ansonsten wüsste ich nicht einmal, warum dieser Charakter überhaupt im Film ist. Es ist einer von vielen unterentwickelten Charakteren (einer meiner Kritikpunkte am Film). Ob dieser männlich oder weiblich ist, ist aber eigentlich recht wurscht. Der Charakter wäre für die eigentliche Haupthandlung genauso bedeutungslos gewesen, wenn es ein Mann wäre. Zu behaupten, hier stecke jetzt eine SJW-Agenda dahinter, halte ich für arg übertrieben.

Es gibt keine Differenzierungen mehr, keine Nuancen. Entweder man ist dafür oder dagegen. Ich glaube sogar, dass es das mittelmäßige Box-Office von „Solo“ beeinflusst haben könnte. Denn es scheint, wie oben schon erwähnt, eine regelrechte Gegenbewegung zu den neuen Star Wars-Filmen zu geben. Ich kenne auch Leute, die sich „Solo“ nicht anschauen, weil sie der felsenfesten Überzeugung sind, dass die neuen Filme zu „progressiv“ im SJW-Sinne sind (was auch genau man darunter verstehen mag). Und das sehe ich überhaupt nicht. Sie sind manchmal recht ungelenk oder platt inszeniert (siehe Charakter Rose in Episode VIII oder der Android L3-37 in „Solo“), aber eine politische Agenda kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!