„Damit ich ein menschliches Äußeres annehmen kann, muss ich wie ein Mensch geboren werden. Im Moment der Niederkunft gehe ich im Geburtskanal am Kind vorbei - und komme so zur Welt!“
Nach „Chucky – Die Mörderpuppe“ und „Puppet Master“, aber noch vor „Dolls“, eroberten anno 1992 die „Demonic Toys“ die bundesdeutschen Videotheken. Wie der Titel schon verrät, haben wir es hier mit dämonischen Spielzeug zu tun, welches fröhlich-mordend umherzieht. Wirft man einen genaueren Blick auf das alte VHS-Cover von „Highlight Fantasy“-Video, so verrät uns dies mehr: „Satan ist wieder da – mit seinen Spielsachen“ und „Grausam nehmen sie sich ihre Rache“, denn „Sie sind lieb, sie kuscheln…sie fressen dich!“. Wer hier noch nicht umgekippt ist, der darf sich auf 80 Minuten Übertrash bereit machen – richtig harter Stoff. Keine Gnade.
Die Polizistin Judy jagt einen Gangster durch die Stadt. Bei der Verfolgungsjagd landet ihr Partner im Sarg und sie in einer alten Fabrikhalle. Zwischen den endlosen Gängen aus Kartonage und 60 Watt-Birnen versucht sie den Gangster ausfindig zu machen, doch dann bricht die Apokalypse über sie herein. Aus allen Ecken platzt Spielzeug hervor. Prinzipiell nichts Schlimmes, dieses Spielzeug ist aber vom TEUFEL besessen. Roboter, die blaue Laserstrahlen abfeuern, Springteufel, die dicke Nachtwächter erwürgen, Teddybären, die Finger abbeißen und mit Baseballschlägern zwischen Pappkartons lauern, Puppen, die mit einer Colt S.A.A .45 (YEAH!) wild umherschießen! Das Spielwaren-Massaker hat begonnen…
Ppppppffffffffffffffffffffffffffffrrgghghhghhghhgh… Wer jetzt schon kapitulieren will, der muss sich noch auf viel heißeren Stoff gefasst machen. Denn Judy wurde in das Lagerhaus gelockt UM SATANS KIND AUSZUTRAGEN (please play audio file *thunderstruck.wav*)! Die mordenden Spielsachen sind nur Mittel zum Zweck, um sie einzufangen. Der Teufel, hier in Form eines kleinen Jungen mit neongrünen Augen, Black-Metal-Fingernägeln und sehr tiefer Bass-Stimme (gespielt von „Kinder des Zorns 3“-Übeltäter Daniel Cerny),…
…will einen Körper, in den er seine Seele einpflanzen kann. Er existiert quasi nur als spirituelles Schwebewesen mit der Macht Ängste zu manifestieren, Personen zu kontrollieren und tote Materie zu seinem Zwecke zu beleben – der ganze fiese Hokus Pokus halt. Und hierbei fährt er auch das volle Programm auf. Wer denkt, dass Spielzeug sei nicht mehr zu toppen, der sollte sich noch auf einiges gefasst machen. Dazu später aber mehr. Erstmal zur Motivation des Teufels, der Grund warum der ganze Zauber überhaupt veranstaltet wird…
Also, vor 66 Jahren (im Filmuniversum Halloween anno 1925) versuchte der Teufel, ähnlich wie jetzt bei Judy, durch ein Kind wiedergeboren zu werden. Die Sache ging allerdings vollends nach hinten los und alles was von seiner körperlichen Hülle rauskam, war eine groteske Totgeburt…
Zum Glück war eine alte Hebamme bei der Geburt an Bord, die nebenberuflich auch noch als Expertin im Bereich Okkultismus arbeitet und hier der Charakterkategorie „böse Gehilfin“ zugeordnet werden kann. Diese gibt Kindern am Halloween-Abend das tote Baby (anstatt Süßigkeiten…) und sagt ihnen, dass dies eine Art Samen sei, welchen man an einem geheimen Ort einpflanzen soll. Da die Kinder nicht gerade so aussehen, als ob sie über sonderlich viel Intelligenz verfügen, tun sie dieses auch…
…und voilà – 66 Jahre später steht an der Stelle, an der das tote Baby begraben wurde, das Lagerhaus. So, das dürfte story-technisch den ganzen Zauber erklären. Judy, soll nun also des Teufels Kind gebären, damit der Deiwel eine menschliche Gestalt annehmen kann. Da dies natürlich nicht über den klassischen Weg (betrunken machen) funktioniert, muss also etwas Beängstigendes her. Bedeutet: Nebel, Kreidepentagramm, dicke Wachskerzen, Leder-Fesseln…
Natürlich wäre es auch recht zweifelhaft, wenn der Teufel weiterhin in seiner kindlichen Gestalt bleiben würde, deswegen verwandelt er sich auch gleich in einen gehörnten Kuttenträger mit etwas „Bling, Bling!“ um den Hals.
Jetzt könnte man meinen „GAME OVER, BABY!“, aber aus dem Nichts erscheint plötzlich ein Spielzeugsoldat, der den Teufel attackiert und recht spektakulär (grüne Blitze und so) mit ein paar gezielten Schüssen in seine kindliche Form zurückverwandelt. Der Kampf ist aber noch lange nicht zu Ende und so verwandelt sich der Spielzeugsoldat ebenfalls in ein Kind und prügelt sich mit dem Teufel…
Bei dieser, nennen wir es mal, Rauferei, wird dem Fürsten der Finsternis ein Säbel in dem Leib gerammt. Das Todesurteil für ihn und für den Beleuchter das Zeichen, die grünen Lichter wieder anzuknipsen. Mit viel Geblitz verabschiedet sich der Teufel (für immer?) in die Hölle. Judy ist gerettet, muss nicht die Reinkarnation des Bösen auf die Welt pressen und beim Spielzeugsoldaten, der sich in einen Jungen verwandelte, handelt es sich um ihr ungeborenes Kind. Äh, ja…
Auch wenn dies das Finale des Films war, bedeutet das natürlich nicht, das der Streifen nicht mehr zu bieten hat. Ganz im Gegenteil. Betrachtet das Gezeigte und Erwähnte lediglich als die Spitze des Eisberges, die uns Regisseur Peter Manoogian hier präsentiert. Als weiterer Gipfel der Unglaublichkeiten gibts noch Zombies, Kopfschüsse, Schrotflinten, teils recht harte Mettgut-Tricks, eine Synchronisation, die ab und zu mal wechselt oder Teile des Films vollkommen ignoriert und ein Paar andere Merkwürdigkeiten, die selbst ich nur sehr schwer in Worte fassen kann…
Als da wären…zwei Playmates, die im Abendkleid und mit GASMAKSE (!!!) auf dem Kopf auf einem DREIRAD HUPEND durch das Lagerhaus fahren…
Oder ein Teddybär, der sich…IN EIN DREI METER GROßES MONSTER VERWANDELT…
Ohne Frage: Charles Band (ehrwürdiger Trash-Magier und Produzent des Streifens) hat in Zusammenarbeit mit Peter Manoogian (das Genie hinter „Destroyers“, „Arena – Todesmatch der Giganten“ und „Herrscher der Hölle“) ein wahres Trash-Meisterwerk geschaffen, wie es wohl nur die unglaublich wilde Direct-to-Video-Phase Anfang der 90er hätte hervorbringen können. Hier gibt es all das, worauf der gute Geschmack verzichtet. Und dies gefällt. Glücklicherweise erfreut sich der inflationäre Trash einer kleinen Renaissance und so wurde das Werk im Jahre 2006 von „X-Cess“ auf DVD neu aufgelegt. Die Extras sind zwar recht übersichtlich, dafür gibt es aber ein siebenminütiges Interview mit Charles Band, sowie den alten Video-Trailer.
Fatality:
Es gibt nur zwei Worte, die als Fazit herhalten können: Absoluter Wahnsinn.
Trash: 100%
Hirnzellen: alle abgestorben
Status: neuer Lieblingsfilm
‐ Markus Haage
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