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Tod im Spielzeugland (USA, 1993)

verfasst am 9.Juli 2009 von Markus Haage

„Die Welt kann sehr grausam sein, wenn man nur 30 Zentimeter groß ist, wie die kleine Ginger, die von Außerirdischen geschrumpft wurde.“

Charles Band, der alte Schweinehund, hat es doch tatsächlich durchgezogen: aus einem vierminütigen Vorspann, einem ebenfalls vierminütigen Abspann, sowie mindestens 10 Minuten Filmmaterial aus seinen vorangegangenen Trash-Heulern „Doll Man – Der Space-Cop!“, „Cosmo“, sowie „Demonic Toys“, zimmerte er eine Fortsetzung zu eben genannten Werken zusammen – mit einer Gesamtlänge von 58 Minuten (womit das fachkundige Mathematik-Publikum sofort errechnet, dass das tatsächliche Drehmaterial weniger als 40 Minuten beträgt!). Paramount schnappte sich die Rechte (mehr oder weniger freiwillig – war wahrscheinlich im Filmpaket mit drin), benannte den Kram um (aus „Dollman vs. Demonic Toys“ den Titel „Tod im Spielzeugland“ zu machen, ist auch schon irgendwie ’ne Leistung) und suggerierte dem unwissenden deutschen Videotheken-Kunden der frühen 90er einen Puppen-Horror im Stile von „Chucky – Die Mörderpuppe“ oder „Dolls“. Prust.

(© CIC / Paramount Pictures)

Wie eingangs erwähnt, ist „Tod im Spielzeug“ de facto eine Fortsetzung zu drei verschiedenen Full-Moon-Filmreihen. Der außerirdische Brick Bardo (Tim Thomerson FTW!), der 1991 in „Doll Man – Der Space-Cop!“ auf der Erde abgeschmiert ist, wandert durch den Film, genauso wie Ginger, die im Streifen „Cosmo“ von fiesen Alien-Schweinen geschrumpft wurde (am Ende des Streifens wird sie zwar wieder vergrößert…aber das lassen wir mal unterm Tisch fallen) und natürlich die Demonic Toys, die im gleichnamigen Film vom Satan im Kindsformat erschaffen wurden und durch ein Lagerhaus randalieren durften. Die Frage ist nun, wie man dies alles in einem 58-minütigen Film zusammenbringt. Einfach frei nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“!

(© CIC / Paramount Pictures)
(© CIC / Paramount Pictures)

Judith Grey, tougher Cop, ist den Demonic Toys auf der Spur, die Pappkartons auf Obdachlose schmeißen. Bei einem Shootout in einer Lagerhalle wird sie allerdings selber festgenommen und vom Dienst suspendiert. Also wird auf eigene Faust weiter ermittelt. Dabei stößt sie durch die Hilfe von Reiner Zufall (höhö) auf Dollman, der sich bereits angeschickt hat die traurige Ginger zwischen Buttermesser und Gurkenschneider zu nageln. Zusammen entscheiden sie den Demonic Toys im Lagerhaus den Gar auszumachen, die inzwischen versuchen durch Menschenopfer ihren Meister (= Satan) auf die Erde zurückzuholen. Nachtwächter Ray (Phil Fondacaro!) hilft ihnen dabei…

(© CIC / Paramount Pictures)
(© CIC / Paramount Pictures)

Ich brauch nebenbei wohl nicht erwähnen, dass dies alles in einem kunterbunten Finale endet. Dollman ballert, Judith ebenfalls, die Demonic Toys kreischen und randalieren und Ginger darf das verängstigte Mitbringsel spielen. Aufgrund der übersichtlichen Lauflänge knallt beim ersten Augenblinzeln bereits der Abspann ins Bild.

Tja, Charles Band weiß wie man Trash am laufendem Band produziert. Nicht nur, dass er hier die Fortsetzung zu drei Filmreihen vereint und alte Filmreste wiederverwertet, auch mit einer minimalen Laufzeit von unter einer Stunde schafft er es seinen Kram international an den Mann zu bringen. Von daher gibt’s inhaltlich auch nicht besonders viel zu sagen. Zieht man den Vor-, Abspann, sowie das Recycling vorhandenen Materials ab, bleiben rund 40 Filmminuten, die vor insgesamt sechs Sets spielen: Landstraße (Dollman-Eröffnungssequenz), Küche (Dollman-Begattungssequenz), Polizeirevier (Dollman-Sidekick-Buddy-Plotpoint-Sequenz), Lagerhaus (Dollman-Ballersequenz), Taxi (Dollman-Happy-End-Sequenz). Im Grunde hätte man daraus gleich einen reinen Dollman-Film machen sollen und Tim Thomerson himself war auch mehr als bereit die Rolle des Brick Bardo wieder aufzugreifen (nach eigener Aussage sein Lieblingscharakter) und war nach der Lektüre des Drehbuchs doch recht verwundert über das Ergebnis, aber wenn der Charles kistenweise Requisiten rumstehen hat, dann nutzt er diese auch. Ökonomisch klug, künstlerisch Wahnsinn. Aber dafür ist Full Moon ja bekannt…

Fatality:
58-minütiger Trasher, der sehr schnell zusammengeschustert wurde, aber alleine diese Tatsache bringt mich zum quiken. Und natürlich das Quiet Riot (BANG YOUR HEAD!) dem Streifen ein komplettes Album („Terrified“) gewidmet haben! 4 Schädel für einen Trash-Quickie, den nur Charles Band SO hätte runterkurbeln und vermarkten können…

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!