Heute Nacht werden die Oscars verliehen. Guillermo del Toros „The Shape of Water“ ist für 13 Academy Awards nominiert. Darunter auch „Bester Film“ und „Beste Regie“. Ich hoffe auf Del Toro. Er hat so sehr verdient.
Es wird das erste Mal seit Jahren sein, dass ich die Oscars mal wieder bewusst verfolge. Seit den 90ern schaue ich sie regelmäßig, aber besonders in den letzten Jahren war es mir eigentlich relativ egal, welcher Film gewinnt. Der Hang zu bedeutungslosen Dramen hat die Oscars für mich relativ bedeutungslos gemacht. Schaut man sich die Preisträger in der Kategorie „Bester Film“ der letzten 15 Jahre an, so findet man darunter sicherlich Filme, die zumindest persönlich schon lange in Vergessenheit geraten sind („Chicago“, „L.A. Crash“, „The Hurt Locker“, „The King’s Speech“, „Spotlight“). Alles sehr gute und kompetent inszenierte Filme, aber da blieb letztlich nicht viel hängen. Deshalb ist es gut, dass die Academy sich dieses Jahr etwas geöffnet hat. Mehr Diversität hilft, auch um die Wählerblocks aus Briten, Hispanics und WASPs (White Anglo-Saxon Protestants) etwas aufzubrechen und zu durchmischen. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er eben nicht. Und dies gilt für alle Gruppierungen innerhalb der Academy.
Ein nicht viel beachtetes Beispiel: Es wird seit Jahren bspw behauptet, dass die extrem stark vertretenen britischen Academy-Mitglieder „immer“ für die britischen Nominierten stimmen würden. Es ist zumindest auffällig, wieviele britische Künstler regelmäßig für britische Produktionen, die sich um britische Themen drehen, abräumen, obwohl objektiv betrachtet, diese Produktionen (auch im direkten Vergleich zu den anderen Nominierten) eher Durchschnitt sind. Deswegen würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn heute Abend „Die dunkelste Stunde“ oder „Dunkirk“ gewinnen werden. Die Wählerblocks sind eben sehr treu. Ob dies am Ende so stimmt, lässt sich schwer nachweisen, aber gerade deswegen hilft mehr Diversität, um solche Vorwürfe schon im Vorfeld auszudünnen.
Ich halte zwar „Get out“ auch nicht für oscar-würdig, aber die Nominierung sticht inhaltlich wenigstens hervor und der Film sorgt für Kontroversen. Ähnliches galt auch schon für „District 9“, der ebenfalls für den „Besten Film“ nominiert war. Man hatte in den letzten Jahren schon das Gefühl, dass nur noch nach Kalkül produzierte Einheits-Dramen nominiert werden. Das stimmt natürlich objektiv nicht, aber dies war der Eindruck der hängen blieb.
So oder so, ich hoffe dass del Toro für die „Beste Regie“ ausgezeichnet wird. Er hat es verdient. #TeamDelToro
‐ Markus Haage